Mit 18 rannte ich nicht in Düsseldorf rum und war auch nicht Sänger einer Rock’n’Roll-Band. Sondern ich cruiste mit dem Motorrad, einer Honda Shadow, durch meine Heimatstadt Lübeck, hatte ziemlich lange Haare, drei Ohrringe und gerade das erste Tattoo auf dem Oberarm, eine 3 cm große Rose. Für 35 Mark. Ich war ein ziemlich wilder Kerl, trotzdem regelmäßig in der Schule und ehrgeizig auf dem Handball-Parkett.
Damals…
Zu der Zeit dachte ich, dass das Leben mit 50 keine Überraschungen mehr bereithalten wird und in ausgetrampelten Pfaden verläuft. Täglich grüßt das Murmeltier. Ich dachte, das Männer dann mit grober Cordhose auf der Terrasse eines Reihenhauses sitzen, ein langweiliges Auto fahren, sich mit Teenie-Kindern abmühen und beruflich die Parkposition bereits erreicht haben. Sport findet in fortgeschrittenem Alter eher passiv statt und der Urlaubsort wird auch nicht mehr gewechselt. Ebensowenig wie das Lieblingsgericht und Fernsehgewohnheiten.
…und heute
Inzwischen weiß ich, dass all das gar nicht stimmt. Denn in der etwas abgenutzten Hülle mit diversen Zipperlein steckt auch um die magische 50 immer noch genau dieser wilde Kerl, der immer noch viel erlebt und neue Dinge ausprobiert.
Ich besuche Konzerte und höre Punkrock. Ich entdecke das Wandern durch die Lüneburger Heide als Freizeitbeschäftigung mit der Familie. Ich specke mit Intervallfasten 16 Kilo ab, steige auf Hafermilch um und grille Gemüse. Ich gehe zum ersten Mal mit einem gemieteten Wohnmobil auf Family-Tour, probiere Stand-up-Paddeln aus und ich erfinde mich beruflich immer wieder neu. Sicherlich hat meine achtjährige Tochter als mein Jungbrunnen großen Einfluss auf die Frische im Kopf, aber auch ohne sie bin ich immer noch gern albern, spiele nachts Playstation, singe in der Dusche, lasse mich immer noch tätowieren und versuche, mit der alten Vespa auf dem Hinterrad zu fahren.
NOT TOO OLD magazine
Ich halte mich, trotz meines 50. Geburtstages im nächsten Jahr, für NOT TOO OLD. Nicht zu alt, um bewusster zu leben, um interessante Menschen kennenzulernen, neue Länder zu entdecken, Gewohnheiten zu hinterfragen und verrückte Dinge auszuprobieren. Für mich ist diese Phase kein Kampf gegen die Midlife-Crisis. Ich brauche kein Gebalze mit „…mein Haus, mein Auto, meine Pferdepflegerin…“. Denn mit meiner zweiten Frau und unserer bunten Patchwork-Familie bin ich sehr happy.
Weil ich aber glaube, auch andere Männer meines Jahrgangs inspirieren zu können, gibt es nun NOT TOO OLD als Magazin. In der ganzen Diskussion um TikTok und die GenZ halte ich uns BabyBoomer und GenY-Männer für medial unterrepräsentiert.
Daher gibt es hier nun spannende Geschichten, bereisenswerte Destinationen, lohnenswerte Produkttipps und besondere Typen. Die Texte stammen dabei nicht alle aus meiner Feder, sondern von vielen Gastautoren, die etwas zu erzählen haben. Es freut mich besonders, dass eine Reihe spannender Männer von Beginn an begeistert waren und zum Start lesenswerte Texte beigesteuert haben. Darunter der Agenturspezi und Autor Frank Behrendt, der Herausgeber des World Vegan Magazins Markus Megyeri sowie der Yoga-Coach und Personenschützer Dirk Bennewitz. Außerdem habe ich den Erfinder des Zauberwürfels Ernő Rubik interviewt und mit Mike Schmitz gesprochen, der Dank hochmoderner Beinprothese neuen Lebensmut gefasst hat. Bei Weitere Gäste folgen in Kürze.
Außerdem gibt es bei NOT TOO OLD einen Podcast. Und irgendwann vielleicht auch mal ein Printmagazin.
Man wird ja noch träumen dürfen. Denn auch dafür bin ich NOT TOO OLD.
Hier geht’s zur Startseite: www.nottooold.de
Viel Spaß beim Lesen, empfiehlt uns weiter. Und an die etwas jüngeren Männer, die sich hierhin verirren, kann ich auch mein Väter-Magazin Daddylicious empfehlen, welches ich neben NOT TOO OLD ebenfalls betreibe.
Kai