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Gebrauchte E-Bikes kaufen – 20 Profitipps für die Suche

Wir haben bereits darüber berichtet, dass die Fahrräder als einer der Gewinner aus der Corona-Krise hervorgegangen sind. Und das ist gut so, denn Fahrrad fahren steigert die Gesundheit und ist auch gut für die Umwelt. Gerade E-Bikes stehen bei allen Generationen hoch im Kurs, reißen aber schnell ein Loch in den Geldbeuten. Daher gibt es viele Leute, die gebrauchte E-Bikes kaufen, unter anderem auf Kleinanzeigen-Marktplätzen. Das ist gerade für Laien mit einem Risiko verbunden. Daher haben wir heute ein paar Profitipps, wie ihr gebrauchte E-Bikes kaufen solltet. Das weiß Marcus Degen, Geschäftsführer von Velomotion, dem Kleinanzeigen-Fahrradmarkt für gebrauchte, günstige Fahrräder und E-Bikes.

Obwohl die Geschäfte vielerorts gerade erst wieder öffnen, sind viele Fahrradläden leergefegt. Die Nachfrage nach hochwertigen E-Bikes und Fahrrädern war nie größer. Gerade bei Angeboten in diesen Preisklassen macht es Sinn, auch mal nach Privatverkäufen oder Gebrauchträdern zu suchen. Daher sind viele Leute nun online auf der Suche, um zum Start der Fahrradsaison gebrauchte E-Bikes kaufen. Ein darauf spezialisierter Marktplatz ist Velomotion.de. Dort findet der interessierte Kunde sein Wunschbike vielleicht sogar ganz in der Nähe von Privat zum Verkauf oder beim Fahrradhändler in der Umgebung. Neue E-Bikes findet ihr unter anderem hier:

Aber gerade beim Kauf eines gebrauchten E-Bikes ist Vorsicht geboten und eine gewisse Portion Fachkenntnis gefragt. Denn auch wenn auf den Kleinanzeigen-Marktplätzen vermeintlich ein Schnäppchen lauert, ist Misstrauen angebracht. Denn die E-Bikes entwickeln sich jedes Jahr in Sachen Technik und Design massiv weiter. Daher sollte der Käufer genau einschätzen können, mit was für einem E-Bike er es zu tun hat. Marcus Degen hat dafür eine Checkliste zum Download zusammengestellt, die ihr ausdrucken und zur nächsten Probefahrt mitnehmen könnt.

Wer gebrauchte E-Bikes kaufen will, der sollte einige Punkte beachten

3 erste Tipps für den E-Bike-Kauf

  1. Ruhig und misstrauisch bleiben – keine überstürzten Spontankäufe!
  2. Niemand hat etwas zu verschenken – vermeintliche Schnäppchen könnten zum Draufzahlgeschäft werden!
  3. Vorab eine Checkliste machen und diese abhaken.

Die Velomotion-Redaktion verfolgt die Entwicklung der E-Bikes seit über 15 Jahren und hat bis heute mehr als 1.000 unterschiedliche Modelle getestet. Somit kennen sie die Tricks der Verkäufer und die Schwächen der einzelnen Modelle und Komponenten. Wenn ihr euch also auf den Gebrauchtmarkt begebt und gebrauchte E-Bikes kaufen wollt, müsst ihr unbedingt ein paar grundlegende Regeln beachten.

1. Unbedingt eine Proberunde drehen

Ihr solltet nach einem interessanten Angebot nur in der Nähe suchen. Denn ein persönlicher Besichtigungstermin sollte Pflicht sein. Gerade bei technischem Gerät solltet ihr niemals die Katze im Sack kaufen. Durch einen Versand steigt der Kaufpreis und auch das Risiko für Beschädigungen durch den Transport. Den Besichtigungstermin solltet ihr nur bei schönem Wetter machen. Viele Macken entdeckt man nur bei Tageslicht und die Probefahrt will man nicht durch den strömenden Regen machen.

Weitere Punkte zum Abhaken

2. Größe

Passt das Bike zu eurer Körpergröße? Kauft nicht aus Verzweiflung ein Rad, welches zu groß oder zu klein ist. Leichte Anpassungen können über die Sitzhöhe oder am Lenker vorgenommen werden. Ist das E-Bike aber deutlich zu groß oder zu klein, lasst die Finger davon!

3. Standort

Wo wurde das E-Bike aufbewahrt? Ist eine Garage vorhanden? Stand es trocken und frostsicher? Gerade mit der Elektronik ist ein trockener Keller oder eine Garage der beste Platz zum Unterstellen, auch im Winter. Ein Bike leidet im Laufe der Zeit, wenn es lange und oft draußen geparkt wurde.

4. Vorbesitzer

Hat der Vorbesitzer Ahnung von Fahrrädern? Ein leidenschaftlicher Radfahrer ist leicht daran zu erkennen, wie er oder sie über sein Bike und die Ausstattung spricht. Geht davon aus, dass ein Bike-Nerd sein Bike besser pflegt, als derjenige, der das E-Bike nur als Fortbewegungsmittel sieht oder vielleicht sogar gar nicht oft damit gefahren ist.

5. „Scheckheft“

Gibt es Nachweise oder Rechnungen über den Service in der Fachwerkstatt? Zwar wird für E-Bikes üblicherweise kein offizielles Serviceheft wie beim Auto geführt; doch ein gewissenhafter Vorbesitzer geht wenigstens einmal jährlich zum Service in eine Qualitätswerkstatt und bewahrt die Unterlagen auf.

6. Kaufbeleg

Ein Nachweis über den Kauf des Bikes sollte unbedingt vorhanden sein. Wer gebrauchte E-Bikes kaufen will, der sollte Originalbelege vorliegen haben. Denn E-Bikes werden sehr oft gestohlen und anschließend online zum Kauf angeboten – das kann böse enden, wenn der bestohlene das Rad später bei euch entdeckt. Dann sind Geld und Bike weg. Auch wenn der Vorbesitzer das Bike ebenfalls schon gebraucht gekauft hat, sollte das belegbar sein.
Handelt es sich um ein ehemaliges Leasing-Bike? Das kann unter Umständen ein großer Vorteil sein. Leasing-Bikes bekommen häufig intensivere Pflege als andere Fahrräder, da Service und Verschleiß in den Versicherungsleistungen beim Leasing inkludiert sind.

7. Der Preis

Welcher Preis ist fair? Die Knappheit an schönen E-Bikes auf dem Markt lässt auch die Preise für Gebrauchtbikes steigen. Hier lohnt eine intensive Recherche und der Check anderer Angebote. Wer gebrauchte E-Bikes kaufen will, der sollte als Faustregel für die ersten drei Jahre einen jährlichen Wertverlust von rund 20 Prozent veranschlagen. Hat ein E-Bike also vor drei Jahren 3.000 Euro (UVP) gekostet sind bei guter Pflege und fachmännischem Service nach einem Jahr 2.400 Euro, nach zwei Jahren 1.800 Euro und nach drei Jahren 1.200 Euro realistisch. Dies aber nur als grobe Orientierung.

8. Finger weg vom Billigbike

Der Fachmann rät, bei Fachhandelsmarken zu bleiben. Dies gilt sowohl für die Radmarken selbst als auch für Motor und Akku: Bosch, Shimano, Brose, Yamaha – hier ist auch für die nächsten Jahre eine gute Ersatzteillage garantiert.
Billigbikes aus dem Internet sollte man schon neu nicht kaufen und gebraucht erst recht nicht.

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Punkte zum Check bei der der Besichtigung des Bikes

9. Erster Gesamteindruck

Ist das Rad gepflegt und sauber? Wer sich nicht mal für den Verkauf die Mühe macht das Rad ordentlich zu putzen hat das auch sicher vorher nicht getan.

Wurden Umbauten vorgenommen? Im Internet lassen sich von jedem Modell Bilder des originalen Ausstattungszustandes finden. Bitte vergleichen: Wurde der Sattel gewechselt, wurden Schutzbleche oder Gepäckträger demontiert, was ist mit der Lichtanlage?

Zeigt das E-Bike Sturzspuren? Kratzer an den Bremsgriffen, an Pedalen oder dem Schaltwerk sind die ersten Indizien, da diese immer zuerst Bodenkontakt haben.

Lässt sich das Bike ohne Murren einschalten? Vor allem Bikes mit Einschalttaster am Akku können manchmal zickig sein. Wenn ihr gebrauchte E-Bikes kaufen wollt, dann sagt ein erster kritischer Blick schon eine Menge.

10. Display prüfen

Ein älteres Display kann Pixelfehler haben oder durch Schläge von außen schlecht oder gar nicht mehr lesbar sein, obwohl es keinerlei Beschädigung zeigt.

11. Schlüssel

Sind alle Schlüssel vorhanden? Lässt sich damit der Akku sauber und leichtgängig entnehmen und auch wieder sicher verriegeln. Bei E-Bikes mit Rahmenschloss sollte dieses gleichschließend mit dem Akkuschloss sein.
Gibt es eine Code-Karte zum Nachbestellen von Schlüsseln (bspw. Abus)?

12. Gangschaltung

Läuft die Gangschaltung sauber durch alle Gänge? Bei Kettenschaltungen ist das Schaltauge (die kleine Öse, an der das hintere Schaltwerk festgeschraubt ist) eine Sollbruchstelle. Dieses Schaltauge verbiegt leicht. Vor allem wenn ein Bike auf diese Seite gefallen ist (Sturzspuren) oder im Auto auf dieser Seite liegend transportiert wurde. Ein Schaltauge kann vom Fachmann leicht getauscht werden; doch ist es verbogen wirkt sich dies negativ auf die Schaltung aus und es lassen sich nicht mehr alle Gänge sauber durchschalten.

pegasus premio evo12 lite Federgabel

13. Bremsen

Ein modernes E-Bike verfügt in der Regel über hydraulische Scheibenbremsen – diese sind kein Muss aber bei teureren E-Bikes eigentlich Standard. Bitte mehrere Faktoren prüfen.

– Lassen sich die Bremshebel bis zum Lenkergriff durchdrücken? Dann ist die Bremspower eingeschränkt und vermutlich müssen die Hydraulikleitungen entlüftet werden.
– Machen die Bremsen ein unangenehm metallisches Schleifgeräusch? Dann sind die Beläge abgenutzt und müssen getauscht werden. Zeigt auch die Bremsscheibe Verschleiß und kreisförmige Schleifspuren sind die Bremsbeläge schon länger „runter“ und auch die Scheiben müssen getauscht werden.
– Quietschen die Bremsen laut? Das kann sehr unangenehm und sehr laut bis ohrenbetäubend sein. Entweder sind die Bremsscheiben verschlissen oder der Bremssattel sitzt nicht ganz parallel zur Bremsscheibe. Ist kein mechanischer Fehler auszumachen kann ein „Brake-Silencer“ Spray etwa von SwissStop Wunder wirken.

14. Licht

Funktioniert die Lichtanlage fehlerfrei? Frontstrahler und Rücklicht werden am E-Bike in der Regel aus dem Akku gespeist – deshalb sollten sie anstandslos funktionieren, da die Fehlersuche sonst kompliziert werden kann.

15. Akku

Wurde der Akku sachgemäß gelagert und geladen? Bei längeren Standzeiten (vor allem im Winter) sollte er im Haus gelagert werden – idealerweise bei einem Ladestand von rund 75 %. Das ist natürlich schwer zu prüfen.
Wenn ihr gebrauchte E-Bikes kaufen möchtet, dann solltet ihr aber wenigstens den Akku entnehmen und die Kontakte prüfen. Sind diese sauber, frei von Schmutz und Wasser und zeigen keinerlei Anzeichen von Korrosion?
Das Akkugehäuse darf auf keinen Fall Spuren von Manipulation zeigen. Dieses muss makellos sein. Die Akkus, von denen die gruseligen Brandgeschichten zu hören sind, sind praktisch immer Akkus, die vorher runtergefallen sind oder die geöffnet wurden und an denen gebastelt wurde. Ein tadelloser Markenakku setzt sich nicht von selbst in Brand.

16. Motor

Wurden beim Service die Updates der Motorsoftware gemacht? Dann müssten davon auch Belege vorhanden sein. Wurde am Motorgehäuse manipuliert? Wurde der Motor gepimped? Finger weg von Bikes mit Motortuning – egal ob dieses Tuning noch aktiv ist oder jemals war. Der Motor, wie das gesamte Bike, leidet unter den deutlich höheren Geschwindigkeiten, für die ein E-Bike nicht ausgelegt ist.

Verkratztes Schaltwerk

17. Laufleistung

Einem modernen E-Bike machen Laufleistungen von mehreren Tausend Kilometern nichts aus, sofern es gut gepflegt und Verschleißteile gewechselt werden. Ein Bike das allerdings als Pendler-Fahrzeug genutzt wurde und deutlich fünfstellige Laufleistungen aufweist muss besonders kritisch begutachtet werden. Das Display zeigt die Gesamtlaufleistung eines E-Bikes an. Räder ohne Display, die über eine Smartphone-App gesteuert werden zeigen in der App sogar noch einige Informationen mehr über den Gebrauch an.

18. Reifen

Reifen am E-Bike verschleißen durchaus, sind aber auch schnell und meist kostengünstig und einfach selbst zu wechseln. Entsprechend sollte ein Bike zur Probefahrt auch nicht mit völlig abgefahrenen oder sogar platten Reifen negativ auffallen.

19. Federgabel und Dämpfer

Auch City- und Trekkingbikes sind heute fast immer mit Federgabeln ausgestattet – vollgefederte Mountainbikes zusätzlich mit einem Hinterbau-Dämpfer. Auch die luftgefederten Bauteile müssen regelmäßig serviciert werden. Bitte darauf achten, dass die Tauchrohre von Gabel und Dämpfer sauber und kratzerfrei sind. Es sollten keine Spuren von ausgetretenem Öl zu sehen sein. Natürlich müssen beide, Gabel und Dämpfer, ordnungsgemäß funktionieren und auf das Fahrergewicht anpassbar sein.

Vorbau/Steuersatz: Diese müssen fest sitzen und dürfen kein Spiel zeigen. Zur Prüfung am besten die Vorderradbremse ziehen und am Lenker mit beiden Händen nach vorne und hinten wackeln. Ist ein Klackern bzw. Lagerspiel im Bereich des Lenkervorbaus (Gabelschaft) zu spüren, so ist zu analysieren, wo das Spiel herkommt und auf jeden Fall zu beheben. Dies muss kein gravierender Mangel sein, kann aber zu einem werden und im schlimmsten Fall einen Sturz auslösen.

E Bike Check vom Fachmann

20. Kette und Ritzel

Am E-Bike muss, wegen der höheren Kräfte, die Kette spätestens alle 1.500 bis 2.000 km gewechselt werden. Sonst leiden nämlich auch die Zahnkränze (Ritzel) vor allem hinten am Hinterrad. Diese zu wechseln ist deutlich aufwändiger und teurer. Eine neue Kette kostet nur rund 20 bis 30 Euro und Vielfahrer können diese mit etwas Übung selbst wechseln.

Gebrauchte E-Bikes kaufen ist nicht schwer

Wer sich obige umfangreiche Checkliste selbst nicht zutraut, der sollte einen fahrraderfahrenen Freund*in mit zur Probefahrt nehmen. Wer schon häufiger selbst E-Bike gefahren ist, dem fallen die Unzulänglichkeiten eines Angebotes schneller auf als einem Neuling. Und wer auf Nummer sicher gehen will oder ein besonders teures Bike kaufen möchte, der besteht auf einen Qualitätscheck durch eine Fachwerkstatt, die das E-Bike mit speziellen Analyse-Tools genauestens untersuchen kann. So ist bspw. der Zustand des Akkus (Anzahl der Ladezyklen, Kapazität) auslesbar. Diese Prüfung im Fachbetrieb kostet zwar ein wenig Zeit und Geld, sollte aber vom gewissenhaften Verkäufer durchgeführt ohnehin werden, da es die Verkaufschancen erhöht und damit auch den erzielbaren Verkaufspreis.

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Wir wünschen euch einen tollen Start in den Sommer und viel Spaß im Sattel!

Titelbild © stormautomobile (Pixabay) // Rest © Velomotion

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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