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Kinder flügge? Die Hühner im Garten rufen! – Hühnerhaltung für Newbies

Noch lange vor der verdienten Rente plagt viele Best Ager das Problem der Langeweile. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege oder ziehen sogar in die eigene Wohnung. Lange Abende mit Freunden, Nachbarn und Bekannten werden für handwerklich begabte Naturburschen auf Dauer fad. Es muss etwas gemacht werden, draußen, an der frischen Luft, im eigenen Garten. Wie wäre es mit der Hühnerzucht?

Allein in Deutschland hat der BDRG fast 200 Hühnerrassen anerkannt, einige sind Jahrhunderte alt und jede Rasse bringt ganz besondere Eigenschaften mit. Die leichten Sprenkelhühner wie Westfälische Totleger, Hamburger, Ostfriesische Möwen oder das Friesenhuhn fühlen sich in Norddeutschland wohl, sind etwas scheu und legen gut. Schwere Cochin und Orpington wirken rundlich, legen wenig und sind wie die wuscheligen Seidenhühner als Familienhühner interessanter. Dann gibt es noch Sulmtaler, Augsburger oder das Sachsenhuhn, die an Höhenlagen gewöhnt sind. Bielefelder, Vorwerkhühner, Schwedische Blumenhühner, Araucana oder Marans fühlen sich im Flachland auf der Weide sehr wohl.

garten groesse huehner
© Heiko Fröhlich (huehner-haltung.de)

Fast alle Hühnerrassen wären bereits ausgestorben, wenn nicht engagierte Züchter sie in Sondervereinen erhalten. Die meisten Hühnerrassen werden in ihrem eigenen Sonderverein betreut. Außerdem gibt es weitere Geflügelzüchter-Vereine. Durch den Versand der Bruteier oder das Besuchen der Ausstellungen kommt neues Blut in die Zucht. Die Bewertung der Preisrichter ist hierbei der Wegweiser für gute Zuchtarbeit. Langjährige Züchter haben eine ganze Vitrine mit Pokalen und Auszeichnungen gefüllt.

Wer als Best Ager lediglich ein neues Hobby sucht, muss nicht gleich zu Ausstellungen fahren. Auch einfache Hühnerhalter sind im Geflügelverein gern gesehen. Kein Vereinsmensch? Ist auch nicht schlimm, die Sondervereine sind dennoch der perfekte Ansprechpartner. Viele Mitglieder geben sehr gerne ihren Ausschuss ab, wer würde schon seine eigenen Hühner rupfen wollen? Auch diese Übernahme ausgemusterter Jungtiere hilft dadurch den Züchtern.

Wie groß muss der Garten für die Hühnerhaltung sein?

In Bio-Betrieben muss der Auslauf pro Legehenne bei wenigstens 4 m² liegen. Einigen bequemen Hühnerrassen wie den New Hampshire oder vielen Zwergrassen würde das sogar bereits genügen. Hühnerhalter empfehlen jedoch 10 m² pro Huhn. Bei dieser Fläche hält die Grasnarbe und es wird bei Regenwetter nicht zum Schlammplatz.

Hühner müssen in einer Gruppe leben, um sich wohl zu fühlen. Drei Hennen müssen es wenigstens sein. Mit Hahn fühlen diese sich wohler, dann sollten es jedoch wenigstens fünf Hennen werden. Ein Hahn hat immer ein waches Auge und warnt vor Gefahren oder zeigt Futterstellen. Mit Hahn sind die Hennen entspannter, wenn es nicht zu wenige Hennen sind.

Die Hühnerweide sollte für diese Fallbeispiele also bei wenigstens 30 beziehungsweise 60 m² liegen, wenn es sich um eine bewegungsfreudige Hühnerrasse handelt. Je nachdem, wie hoch diese vom Boden abhebt, sollte auch der Zaun bemessen werden. Aus diesem Grund wären Hühnerrassen zu bevorzugen, die kaum noch abheben und deswegen als bodenständig gelten. Bei der Wahl der Hühnerrasse sollten Anfänger zugleich auf pflegeleichte Rassen achten. Hauben- und Barthühner oder Federfüße sind aufgrund der Hygiene anspruchsvoller. Auch Hähne mit besonders langem Schwanzgefieder neigen zum Verschmutzen.

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© Heiko Fröhlich (huehner-haltung.de)

Wer nur ein paar Hühner im großen Garten laufen lässt, hat kaum Schäden an der Bepflanzung. Einige Hühnerhalter zäunen deswegen den kompletten Garten ein. Andere haben einen festen Bereich, beispielsweise unter den Obstbäumen. Hier muss einmalig ein langlebiger Zaun hin, ein Stabmattenzaun mit Übersteigschutz wird Jahrzehnte lang halten. Für die wechselnde Hühnerweide wäre hingegen das Hühnernetz die billigere und bessere Wahl.

Es kommt nicht nur auf die Größe der Hühnerweide, sondern auch auf deren Struktur an. Büsche und Bäume geben Deckung und Schatten. Ein kleiner Überstand oder ein nach unten schließendes Nadelholz liefert die trockene Stelle für das Staubbad. Die Rasenfläche ist die Salattheke und im Gebüsch finden sich Kleintiere.

Ohne Hühnerstall geht es nicht

Die meisten Hühnerrassen schlafen deswegen auf der Stange, da sie von Natur aus in den Bäumen schlafen. Das ginge selbst im milden Deutschland während der Winterzeit nicht, es wird ein Hühnerstall benötigt. Dieser sollte unter den Hühnerstangen noch ein leicht zu reinigendes Kotbrett oder einen Kotbunker haben. Für normale Legerassen reichen 25 cm pro Huhn auf der Hühnerstange. Holzleisten mit rund 4 bis 5 cm Breite und abgerundeten Kannten eignen sich.

Der Scharrraum mit leicht erhöhter Futterstelle und mittelhoch liegenden Legenestern darf nicht fehlen. Die Legenester müssen für die Hennen erreichbar sein, es sollen wenigstens zwei sein. Außerdem soll Licht in den Hühnerstall gelangen. Die Fensterfläche soll bei rund 15 bis 20 % der Stallbodenfläche liegen. Besonders wichtig ist den Hühnern die Hühnerklappe, die bei Sonnenaufgang öffnet. Kurz nach dem Aufstehen legen die meisten Hennen bereits ihr Ei und verbringen den Tag anschließend im Freien.

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© Heiko Fröhlich (huehner-haltung.de)

Hühner benötigen frische und trockene Luft, sie vertragen jedoch keine Zugluft. Ein schmales KG-Kanalrohr kann durch die Wand gelegt und mit mardersicherem Draht gesichert werden. Die Frischluft soll in den Scharrraum fallen und als verbrauchte Luft oben wieder austreten können. Je nach Situation müssen die Luftöffnungen verjüngt werden, damit der Stall möglichst nicht unter 10° Celsius auskühlt. Robusten Rassen reicht es bereits, wenn ihre Tränke nicht zufriert.

Neben dem Bereich für die Hühner sollte es noch bissfeste Kisten für das Kraftfutter und anderes Zubehör geben. Wer ein altes Gartenhaus mit einer Trennwand unterteilt, hätte schon den perfekten Hühnerstall. Sobald der Bereich für die Hühner sinnvoll geplant wird, können je nach Größe der Hühner rund 2 ober bis zu 10 Hühner pro m² einkalkuliert werden. Normale Legehennen erreichen häufig ein Gewicht von 2,5 bis 3 kg, hier wären vier Hennen pro m² eine gute Wahl.

Für die arbeitsfaulen oder unbegabten Best Ager gibt es im Handel diverse Anbieter mit unterschiedlichen Hühnerställen. Es handelt sich auch um kleine mobile Hühnerställe wie von Eglu oder soliden Gebilden, die aus der Ferne an ein Gartenhaus erinnern.

Reichen ein paar Hühner für die Hühnerzucht?

Das große Thema in den Sondervereinen ist die Hühnerzucht. Wer als Best Ager ein neues Hobby sucht, wird hier vielleicht sogar noch zu den Jüngeren gehören. Viele andere Züchter kennen die Hühnerhaltung aus der Kindheit und mussten wegen Beruf und Familie alles aufgeben. Sind die Kinder flügge, kommen sie zu ihrem einstigen Hobby zurück und finden sich im Sonderverein in bester Gesellschaft. Hier geht es darum, sich gegenseitig Tipps zu geben oder auf Ausstellungen mehr Punkte als alle anderen zu holen.

Viele Sondervereine unterhalten neben dem Vereinsgebäude auch Stallungen, die sie an ihre Mitglieder verpachten. Andere Mitglieder haben fünfstellig investiert, um einen Hühnerstall für mehrere Zuchtstämme und die Aufzucht zu bauen.

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© Heiko Fröhlich (huehner-haltung.de)

Das alles muss nicht sein, selbst mit einem einzigen Zuchtstamm (ein Hahn mit vier Hennen) kann die Hobbyzucht beginnen. Dann wird jedoch ein weiterer Bereich für die Aufzucht benötigt. Außerdem müssen die Junghühner für die Ausstellungstermine bereits groß genug sein und nur die allerbesten kommen mit. Die meisten Hühnerzüchter klauen den Hennen ihre Bruteier und schieben diese in den Inkubator. Ein befreundeter Züchter brütet einem gewiss ein paar Bruteier aus.

Ein einziger Zuchtstamm reicht für die Hühnerzucht. Die aktive Zucht ist jedoch kaum die Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Sonderverein. Wozu also der ganze Stress um den tollsten Hahn im Showkäfig? Mit dabei sein im Vereinsleben wird einem auch so geboten.

Was sagen die Nachbarn zur Hühnerhaltung?

Die meisten leben nicht in Inselanlagen zwischen Feldern und Wäldern. Wer sich zu den Glücklichen mit Familienhaus und Garten zählt, will es sich mit seinen Nachbarn kaum verderben. Genau das kann einem passieren, wenn der Gockel zum Sonnenaufgang kräht. Besser ist es, mit den Nachbarn kurz zu reden und den Hühnerstall möglichst weit von Schlafzimmern entfernt aufzustellen.

Es besteht die Möglichkeit, die Hennen ohne Hahn zu halten. Andere dämmen ihren Hühnerstall und lassen die Hühnerherde erst ab 10 Uhr ins Freie. Die meisten bestechen die Nachbarn mit ein paar frisch gelegten Hühnereiern.

Juristisch gesehen zählen Hühner zu den Kleintieren und deren Hobbyhaltung ist erlaubt. Die Gerichte urteilen meistens damit, dass bis zu 20 Hühner zu tolerieren sind. Es wird vom Gewohnheitsrecht gesprochen, wenn in der Wohnlage seit Jahren Hühner gehalten werden und sich niemand beschwerte. Kann einer der Nachbarn jedoch belegen, dass er durch die Hühnerhaltung gesundheitlichen Schaden nimmt, wird er sich durchsetzen. Bei einer gepflegten Hühnerhaltung, bei der die Schadnager leer ausgehen, wären das sehr seltene Einzelfälle.

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© Zosia Szopka (Unsplash)

Gibt es gesetzliche Auflagen für die Hühnerhaltung?

Zuallererst: Jede Haltung von Tieren kann untersagt werden, wenn die Haltungsbedingungen unterirdisch und die Haltung eine Quälerei ist. Deswegen ist bereits die Käfighaltung für Legehühner in Deutschland verboten. Das sollte so weit jedem Tierhalter einleuchten und ist zugleich sinnvoll: Nur in guter Haltung bleiben die Tiere gesund.

Gibt es denn Auflagen speziell für die Hühnerhaltung? Es sind eher Auflagen für die Geflügelhaltung, und diese wären selbst für ein einzelnes Huhn einzuhalten. Aufgrund der Tierseuchenregelung sind sogar ein paar Hühner in privater Hand der Tierseuchenkasse und dem Veterinäramt zu melden. Je nach Wohnort unterscheidet sich die Prozedur, nachfragen kann nicht schaden. Wer nicht direkt beim Amt anfragen will, meldet sich im örtlichen Geflügelverein.

Weiterhin gibt es für Hühner die Impfpflicht gegen Newcastle Disease. Die Spritze beim Tierarzt ist glatt teurer als das Huhn. Besser ist es, im Sonderverein vorstellig zu werden und alle Quartale den Impfstoff zu holen. Die Hühner werden über Nacht ohne Wasser festgesetzt und erhalten am Morgen Wasser mit Impfstoff.

Das nächste Problem ist eher ein theoretisches. Sobald die Vogelgrippe an einem Ort festgestellt wird, rufen die Behörden einen Sperrkreis um den Fundort aus. In diesem Bereich gilt die Stallpflicht. Die Hühner dürften auch in eine überdachte Voliere. Es wird vermieden, dass infizierte Vögel auf die Fläche koten, auf der die Hühner laufen. Hühnerzüchter sollten deswegen auch einen Bogen um Vogelkleckse auf den Bürgersteigen machen.

Und zum guten Schluss: Wer einen soliden Hühnerstall baut, sollte vorab kurz beim Bauamt erfragen, welche Mindestabstände oder Vorschriften gelten. Mit Glück lässt sich das Verfahren mit Architekt und Baugenehmigung umgehen, wenn das Gebilde unter den Grenzwerten bleibt.

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© Janna Peat (Unsplash)

Als frischer Best Ager auf der Hühnerausstellung den Pokal holen?

Für die meisten reicht es, wenn sie raus an die frische Luft kommen und sich sinnvoll beschäftigen können. Der Hühnerschlag im Selbstversorgergarten darf dann nicht fehlen.

Viele Hühnerzüchter sehen ihr Hobby aus einem ganz anderen Blickwinkel. Für die Aussteller hat die Hühnerzucht einen sportlichen Wettkampf-Charakter. Das ganze Jahr werden die Hühner gehegt und gepflegt. Nur die Besten werden selektiert, regelmäßig muss frisches Blut aus auserwählten Zuchten einfließen. Wer den Pokal holt, kann über alle anderen triumphieren. Wer seinen Namen verewigen möchte, züchtet für eine bestehende Rasse sogar einen Farbschlag heraus oder züchtet direkt eine neue Hühnerrasse.

Erhaltungszüchter und auch viele Aussteller legen keinen großen Wert auf Auszeichnungen und Pokale. Sie sehen die seltene Hühnerrasse, die vom Aussterben bedroht ist, und wollen diese erhalten. Sie bilden mit anderen Züchtern Zuchtringe und pflegen Herdbücher. Inzuchtlinien sind zu vermeiden und geht es nicht anders, werden nahe verwandte Rassen eingekreuzt.

Wer als Best Ager wirklich eine neue Berufung sucht, kann seine Hühnerzucht wissenschaftlich angehen und ein Zuchtbuch führen. In diesem wird akribisch festgehalten, woher die Hühner kommen. Nur mit einem lückenlosen Stammbaum lassen sich die Zuchttiere zur Auffrischung der Blutlinie wählen. Gerade die Rassen der Roten Liste der GEH sind auf jeden engagierten Züchter angewiesen.

Robert Brungert
Robert Brungerthttps://www.huehner-ratgeber.de/
Mit ländlichen Wurzeln waren Natur und Tiere schon immer Roberts großen Themen. Vielleicht deswegen mache er damit noch immer weiter. Nicht nur im Garten, sondern auch im www bleibt er seinen Themen treu und wirkt an Info-Seiten zur Gartengestaltung und Kleintierhaltung mit. Sein Schwerpunkt ist der praktische Alltag, den er in seine Themen einfließen lässt.

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