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Meister der Maschen – Ulf von der Wollà StrickManufaktur

Bei NOT TOO OLD dreht es sich immer wieder um besondere Typen, die im fortgeschrittenen Alter noch Neues angehen oder durch ihre Aktivitäten inspirieren. Dazu gehört unbedingt auch Ulf Zaeper (Jahrgang 1967) von der Wollà StrickManufaktur. Ich habe Ende 2020 durch Zufall seine handgestrickten Adventskränze entdeckt und mir dann genauer angeguckt, was Ulf alles so treibt. Das ist so besonders, dass ich dazu ein Interview mit ihm geführt habe. Und eins kann ich versprechen: wenn ihr mal ein Geschenk für eure bessere Hälfte sucht, dann landet ihr mit einer Decke oder den Accessoires von Wollà auf jeden Fall einen Volltreffer.

Hier nun die spannenden Antworten von Ulf von der Wollà StrickManufaktur:

1. Mit NOT TOO OLD kümmern wir uns um Männer 50plus. Wie erlebst du diese Lebensphase, bist Du aktuell „im besten Alter“?

Ich bin ja erst im ersten Drittel dieses Zeitabschnitts, insofern besitze ich nur einen kleinen Fundus an Erfahrung diesbezüglich. Grundsätzlich fühle ich mich schon die letzten 25 Jahre jung, am Puls der Zeit und bereit für neue Aufgaben, Wunder oder auch Krisen. Man sollte nicht zu oft sagen, zu kindisch, dafür bin ich zu alt. Eher mal NOT TOO OLD! Den Schalk im Nacken, so möchte ich das Leben packen….

Ulf Zaeper mit einer Decke von Wollà

2. Du bist recht spät Papa geworden und inzwischen von der Mutter getrennt. Wie schaffst Du den Spagat zwischen Deinem Job und der Papa-Rolle?

Das müsste eigentlich meine Tochter beurteilen! Ich glaube sie würde mir eine 2+ und ihrer Mutter eine 1* geben. Sie lebt zwar um die Ecke, aber doch zu 60 % bei der Mama. Wir haben für uns das richtige Modell gefunden, ohne starre Zeiten, mit maximaler Flexibilität. Das schafft für mich natürlich viel Platz für Kreatives Arbeiten. Und wenn der Tag nicht reicht, dann wird eben nachts noch gearbeitet. Und morgens um 4:00 wieder angefangen. Arbeitstier, aber nur wenn es wirklich sein muß😉

3. Ihr habt einen Wohnortswechsel nach Ibiza hinter Euch. Was war der Grund für diesen Schritt?

Ibiza war Belohnung und ein Traum von mir. Es war der Antrieb in meiner sehr erfolgreichen, aber auch permanent stressigen Zeit in der Modebranche. Ein gutes Produkt in der Hand zu haben erschien mir wie ein 6er im Lotto und so lief ich knapp 15 Jahre nonstop am Limit um in der schnelllebigen Zeit meine Marktposition zu halten und auszubauen. Chillige Zeiten auf Ibiza schienen mir der richtige Silberstreif am Horizont. Nicht Auswandern war der Gedanke, sondern mit der Kleinen eine gute Zeit und vor allen Dingen viel Zeit zu verbringen.

Wollà StrickManufaktur vertreibt handgefertigte Decken und Kissen

4. Seit 2018 bist du mit der Wollà, Wiesbadener StrickManufaktur, unternehmerisch tätig. Was verbirgt sich dahinter?

Wollà ist aus Eigenbedarf und auch ein wenig aus einer Wette heraus entstanden. Der Name ist ein Wortspiel aus Wolle und Voilà.
Aus unversponnener Wolle fertigen wir Wohnobjekte bzw. Wohnaccessoires. Die Wollstränge sind so dick wie ein Kinderarm und besitzen dadurch eine prägnante und designverdächtige Optik.
Was mit Decken, Plaids und Kissen startete, hat sich von der Produktpalette ständig erweitert. Auch unsere optisch auffallende Kränze werden ganzjährig gekauft, umdekoriert und zieren nicht nur als Adventskranz zahlreiche Domizile. Sie sind ja auch sehr vielseitig und haben den Vorteil, dass Schafwolle so gut wie nicht brennen kann. Am Empfang eines Anwalts sah ich ihn kürzlich noch als Obstschale verwendet und nun findet man seine Visitenkarten dort drapiert. Ein Blickfang nicht nur in Schaufenstern von Shops.

Adventskranz von Wollà

5. Es hat mit einer Idee angefangen. Wann hast du gemerkt, dass es ein Business ist, von dem Du leben kannst?

Das zeichnete sich schon nach kurzer Zeit ab. Zielgruppe war klar und das optimieren der „Little Nice Details“ brachte ich aus meiner Zeit in der Modebranche mit. Der Kunde erkennt und schätzt die Details. Wir zeigen sie aber natürlich auch. So drucken wir die HangTags selber, stanzen und schneiden sie per Hand aus. Selbiges gilt für die LederLabels. Jedes wird einzeln zurechtgeschnitten und das Logo eigenhändig eingestanzt. Befestigt wird alles mit gezupften und verzwirbelten Flocken aus dem Garn. Alles aus einem Guss.

6. Ich möchte eigentlich nicht gendern, aber Du bist sowohl in Sachen DIY als auch von der Zielgruppe in einer Welt der Frauen unterwegs, oder?

Ich denke schon, aber das ist natürlich auch ein perfekter Ansatzpunkt für die Vermarktung. HandMade in Wiesbaden und dann noch ein Kerl….. was will man mehr….. und den einen oder anderen Heiratsantrag sehe ich als Kompliment😂
Tatsächlich haben wir um die 90% Frauen, das liegt aber natürlich an den Produkten und der Materie an sich. Nur wenige Männer beschäftigen sich wirklich mit Einrichtung. Da ist nach der „Schwarzen Ledercouch“ und dem riesigen Flatscreen Ende Gelände 😉
Ich stricke nicht mit kleiner Wolle, Nadeln usw, sondern die Wolle ist Phat, ich verarbeite sie mit den Händen und sehe mich dann eher als der kernige, sonnengegerbte Seemann, der cool am Strand sein Netz flickt……. oder so!😂

Handgefertigte Strickwaren der Wollà Strickmanufaktur

7. Die aktuelle Situation ist gerade für Unternehmer schwierig. Kommst Du gut durch und was sind deine Pläne für die nächsten Jahre?

Natürlich sehe ich bei zahlreichen Freunden wie sie um ihre Existenz kämpfen. Manche erfinden sich gerade neu und andere lernen es gerade schätzen nach fetten Jahren doch mal wieder an der Front zu stehen.
Meines Erachtens werden beispielsweise die überlebenden Einzelhändler gestärkt aus der Krise gehen. Es wird wieder mehr um den Kunden gekämpft, innovativer eingekauft und nicht wenige Konsumenten werden nach Abstinenz dass Einkaufsvergnügen für sich entdecken… da muss der Handel aber auch dran bleiben. Nicht nur in den Reduzierungswahn verfallen, sondern die Kernkompetenz „Beratung“ in den Vordergrund stellen. Einkaufserlebnisse schaffen, auf neue Themen heben. Zeigen…… es war verdammt scheiße ohne Euch….
Wir haben, aus einem guten Niveau kommend, verdoppelt. Das lag weniger daran das wir den Onlineshop haben, sondern an der Vorarbeit in 2019 und natürlich harter Arbeit. So konnten wir die Einkaufspause einiger ConceptStores nicht nur kompensieren, sondern auch noch was oben drauf packen. Bei einigen haben wir sogar teilweise Ware zurückgeholt und Rechnungen valutiert.
Die gaben dann erstaunlicherweise bei Bedarf Vollgas und bestellten wieder. Ein tolles Gefühl! Handel wie in „Alten Zeiten“!
Die Planung für den Ausbau des Onlineshop läuft. Zusätzlich zu unseren Produkten bieten wir dann sinnvolle Ergänzung als Service für unsere Kunden.

8. Du warst viele Jahre in der Modebranche tätig. Wie ist aus deiner Sicht der aktuelle Stand in Sachen Fashion für Männer 50plus?

Erschreckend!!! Aber das geht ja nun schon seit gefühlt 15 Jahren so. Konsequent wurden sie aus den Geschäften verbannt. Entweder wurden die Herrenabteilungen geschlossen, oder es wurde so 08/15 eingekauft, dass sie von sich aus fernblieben. Männer lieben Marken, müssen Vertrauen fassen um sich beraten zu lassen und kaufen natürlich meist bedarfsbezogen. Also Sommersachen kurz vor Sommer und Wintersachen kurz vor Winter. Da ist der Handel total kontraproduktiv. Das funktioniert anders als bei den Frauen.
Die Kerle kommen seltener in die Läden, müssen mehr betüttelt werden, haben dann aber auch einen deutlich höheren Bon an der Kasse. Man sollte sie nicht nur behandeln wie Freunde, sondern versuchen eine gute Zeit mit Ihnen zu haben. Dann klappt das eigentlich auf angenehme Art und Weise von ganz alleine.

9. Männern wird nachgesagt, nicht wirklich gern shoppen zu gehen. Passt dazu auch, dass sie modisch wenig experimentieren?

Das kann man ja sooo jetzt nicht sagen. Seit einigen Jahren sieht man Männer gerne auch mal mit legginsähnlichen Gummijeans und Schal durch die Gegend stolzieren.
Als Marken noch Stärker im Handel repräsentiert waren, hat das Label die Mode vorgegeben. Und so wurden auch weniger modeaffine Männer mitgezogen. Ein Label macht sich ja schon Gedanken wie alles zusammenpasst, ist hart am Produkt dran und möchte den Endverbraucher gerne im kompletten Outfit sehen. Wenn Du dann den ein oder anderen Laden betrittst, stehst Du vor einem Flickwerk an Textilien. Zusammenhanglos und im Auge des Betrachters erschließen sich keine direkten Kombis.

2018 11 10 Rosita Ulf J13 0455

10. Gibt es noch etwas auf Deiner Bucket-List? Für was bist Du NOT TOO OLD?

Bei dieser Frage fiel mir spontan der Song „Haus am See“ von Peter Fox ein. Meiner Tochter zuschauen wie sie wild, frech und wunderbar bleibt und mit Familie und Freunden entspannt abhängen. Viele Momente „Guter Laune“ und ein Feuerwerk an neuen, winzigen Details, die das Leben vorher noch nicht für mich parat hatte. Vielleicht war ich aber auch nur zu blind dafür CHEERS 😉

Lieber Ulf, vielen Dank für die spannenden Infos. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg mit der Wollà StrickManufaktur. Das ist wirklich etwas Besonderes, was Du tust. Und es hat den Erfolg verdient.

Linktipps

Wollà Shopwww.wolla.org
Wollà bei Facebook@WollaStrickManufaktur
Wollà bei Instagram@wolla_strickmanufaktur_ulf
Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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