Ein wirklich sehr wertvoller Effekt meiner diversen Projekte ist die Tatsache, dass ich immer wieder sehr spannende Typen kennenlerne. So wie jüngst Andreas Seltmann. Der hat mit fünfzig Jahren einen Neustart hingelegt. Auslöser war sein Sohn. Uns erzählt er seine spannende Geschichte:
Wenn ich heute so zurückschaue auf meine Entscheidung mich mit 50-Plus selbstständig zu machen hatte die Entscheidung viel mit einem Prozess zu tun, der kurz vor 50 bei mir begonnen hatte. Ich hatte Lust darauf „nochmal einen Baum pflanzen“ und mehr von den Dingen im Leben zu haben, die mir guttun.
Dabei war und ist „Die 50“ weder eine Schranke noch ein magisches Alter, über das ich mir je Gedanken gemacht habe. Stets bin ich meinem inneren Kompass gefolgt, bin tollen Menschen und Mentoren begegnet und es interessieren mich heute, wie schon immer in meinem Leben, sehr viele Dinge.
Kürzlich erst habe ich gelesen, dass ich ein Silver-Ager oder Best-Ager bin und zu einer ausgesprochen attraktiven Zielgruppe gehöre. Ich weiß zwar nicht was das ist, aber scheinbar machen wir einen stetig weiter steigenden Anteil an der Bevölkerung aus und sind die zahlungskräftigste Altersgruppe überhaupt. Wir wollen, so stand es da, nicht als alt angesehen werden und unser letzter Berufsabschnitt ist geprägt von weitgehender Unabhängigkeit, viel Lebenserfahrung und von relativ stabiler Gesundheit.
Hmmm, dachte ich so bei mir, irgendwie passt das auf mich und so ganz von der Hand zu weisen war das alles nicht. Ich wohne in einer sehr schönen Gegend in der Nähe von Freiburg, bin glücklich verheiratet, habe eine großartige Frau und 2 tolle gesunde, erwachsene Kinder. Ich bin Whiskey- und Barber-Fan, liebe die Natur und das Ursprüngliche, fahre gerne Motorrad und leidenschaftlich gerne Ski. Ich empfinde mein Alter als eine echt geile Zeit und genieße meine Lebenserfahrung und Unabhängigkeit.
Ein Satz in dem Artikel hat mich jedoch noch auf einer anderen Ebene angesprochen: „Die Lebensphase 50-plus ist ein Lebensabschnitt der Abschlüsse und der Neuorientierung … Neuorientierung kann auch bedeuten, sich mit 50-plus … selbstständig zu machen“. Aber alles der Reihe nach.
Mit 51 Jahren: Mein erstes Buch veröffentlicht
Als ich gerade 49 Jahre alt geworden bin ist, rückwirkend betrachtet, etwas Besonderes in meinem Leben geschehen. Mein Sohn hat mir eröffnet, dass er seine weiterführende Schule verlassen muss. Für mich brach zunächst eine Welt zusammen. Nach heftigem Hadern mit der Situation, packte mich eine folgenreiche Idee: Eine Vater-Sohn-Auszeit, am anderen Ende der Welt! Nur er und ich, die wilde Natur eines atemberaubenden Landes und viel Zeit für- und miteinander. Es folgte ein echtes Vater-Sohn-Abenteuer. Unser außergewöhnlicher Männer-Roadtrip, führte mich und meinen siebzehnjährigen Sohn 3700 km, 30 Tage lang und 24 Stunden am Tag durch Neuseeland. Ein Trip, der mehr als nur unsere Vater-Sohn-Beziehung verändert hat, sondern mich auch auf die Idee brachte mein erstes Buch zu schreiben.
„NeuseeSOHNland – wie aus 30 Tagen Auszeit unsere allerbeste Vater-Sohn-Zeit wurde“ erschien im Oktober 2019. Das Buch hatte ich vor der Reise nicht geplant. Es war auf einmal da. Vielleicht waren es die Begegnungen, Erlebnisse und Gespräche mit meinem Sohn, mit tollen anderen Menschen und mit mir selbst. Vielleicht war es die Reise selbst, die mir Zeit gab über mein Leben nachzudenken. Auf jeden Fall entstand mehr und mehr eine unbändige Lust und positive Energie meine „Vater-Erfahrungen“ in die Welt zu bringen. Ich hatte das ganz starke Bedürfnis, anderen Vätern Mut zu machen, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, präsente Väter zu sein und für Ihre Vaterzeit zu kämpfen. Der eine Moment, nachdem es für mich keine andere Wahl mehr gab, als das Buch zu schreiben, war als mein Sohn mir an seinem 18. Geburtstag in TeAnau in Neuseeland sagte, dass es Ihm gutgetan hat, wie ich als Vater, Berater, Mentor und als Mann immer für Ihn da war.
Mit 52 Jahren: Mein erstes eigenes Unternehmen gegründet
Heute weiß ich, dass ich damals neben der äußeren Reise auch eine innere Reise begonnen habe, die noch lange nicht zu Ende ist. Denn auch beruflich war ein Stein ins Rollen gekommen. Die meiste Zeit in meinem Leben hatte ich verantwortliche Positionen im Marketing von produzierenden mittelständischen Unternehmen inne. Speziell bei meinem letzten Unternehmen durfte ich sehr viel bewegen, über viele Jahre das Employer Branding auf- und ausbauen, Preise dafür gewinnen und hatte einen tollen, sehr menschenorientierten Chef. So kam es auch, dass ich bei meinem jährlichen Mitarbeitergespräch erwähnte, dass ich mich langfristig verändern möchte. Das war der Start eines sehr von Wertschätzung und Augenhöhe geprägten Prozesses, in dessen Verlauf wir verschiedene interne Entwicklungsmöglichkeiten in Erwägung zogen und skizzierten. Mit unseren ersten Ideen konnten wir kein Commitment erzielen. Erst als wir uns schließlich den Freiheitsgrad gaben, auch über ganz andere Möglichkeiten und Modelle nachzudenken, sind wir Schritt für Schritt zu einem tollen und für beide Seiten passenden Ergebnis gekommen.
Heute bin freier Berater für Personalmarketing und Employer Branding und habe mit 52 Jahren, mitten im Lockdown von Corona mein erstes eigenes Unternehmen gegründet. Ich habe spannende Kunden und begleite diese auf Ihrem Weg, ein besonderes Unternehmen zu werden, arbeite als Businessmoderator und Dozent.
Mehr Infos zu Andreas Seltmann als Consultant gibt’s auf www.andreasseltmann.com
Was ich in der Zwischenzeit erkannt habe ist, dass es ganz viele 50-Plusser gibt, die ticken wie ich und echt noch was rocken wollen. Dass eine wahnsinnig gute Energie entsteht, wenn ich mehr von dem im Leben habe, was meinem Herzen guttut. Dass es ein Prozess ist der Zeit braucht, um zu wissen, was ich will. Dass es Mut und die Bereitschaft für Abschiede braucht, um loszugehen. Dass es noch ganz viel tolles in der Welt zu entdecken gibt. UND, dass es neben der eigenen Orientierung das Vertrauen der Familie, des Partners, des Chefs, der Freunde bedarf!
All die vielen guten, kritischen und inspirierenden Gespräche haben mir meinen Weg gewiesen. Sie haben geschärft, was ich kann und will, aber auch, was ich beachten und bedenken muss. Ohne all die guten Menschen an meiner Seite wäre ich sicherlich nicht so selbstbewusst, so erfolgreich und auch nicht so fröhlich unterwegs. Euch allen vielen Dank!
Mit 53 Jahren: „NOT TOO OLD“ mich immer weiter zu entwickeln
Heute führe ich eine „zum ersten Mal Liste“, sammle „besondere Vatergeschichten“, baue Väternetzwerke in Unternehmen auf, lerne tolle Unternehmer und Unternehmen kennen, verwirkliche meine Ideen, erlebe Neubeginne und Abschiede viel intensiver, kenne meine eigenen Bedürfnisse viel besser, habe den Mut und eine unbändige Lust neue Dinge zu entdecken und mich weiter zu entwickeln. Ich folge mehr meinem Herzen, tue mehr von den Dingen, die mir guttun und trenne mich von Ballast, der mich bremst und mir Energie raubt. Kurz gesagt ich habe voll Bock auf all das, was vor mir liegt. Ich habe Ideen für weitere Bücher, vernetze gerade „Dads around the world“, fahre mehr Motorrad, als all die Jahre zuvor und begegne mehr denn je besonderen, wertvollen und ganz ganz tollen Menschen, die „einfach so in mein Leben treten“ 😉
Lieber Andreas, vielen lieben Dank für Deine inspirierende Geschichte. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg bei Deinem Projekten!
- Seltmann, Andreas (Autor)
Mehr über Andreas Seltmann findet Ihr auf seiner Website, bei Instagram, Facebook, XING und LinkedIn. Und hier findet Ihr Infos zu seinem Buch NeuseeSohnland.
Danke für diesen tollen Artikel. Bin auch 52 und fühle mich ähnlich.