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Jobsuche über 50 – Ältere sind wertvoll für den Arbeitsmarkt

Kürzlich haben wir in unserem Podcast mit Generationenforscher Rüdiger Maas die Frage beleuchtet, ob ältere Männer Sorge haben müssen, in einem Alter über 50 nochmal den Job zu wechseln. Ich hatte diese Befürchtung, denn durch eine berufliche Phase als Personalberater weiß ich, dass Unternehmen oft Kandidaten bis Mitte 40 suchen und bei älteren Bewerbern abwinken. Rüdiger Maas ist sich jedoch sicher, dass eine Jobsuche von Best Agern in den meisten Fällen auch zum Erfolg führen wird. Daher nehmen wir uns das Thema heute vor und finden heraus, ob und warum die Generation X wertvoll für den Arbeitsmarkt ist.

Zuerst einmal ist zu erkennen, dass die Situation in der Arbeitswelt vom demografischen Wandel geprägt ist. Viele ältere Fach- und Führungskräfte erreichen den Ruhestand und es rücken immer weniger entsprechend qualifizierte Mitarbeiter nach. Das führt auch in Deutschland zu einem „War for Talents“, also das Buhlen um passende Kandidaten. Und da zählt heute mehr als nur ein fetter Gehaltsscheck. Den jüngeren Generationen sind Werte und die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit wichtig. Außerdem spielt Freizeit und Flexibilität eine Rolle. Auf keinen Fall möchten sie so werden wie wir, die noch für den Schritt auf der Karriereleiter Überstunden geschoben und sich in einem Unternehmen über viele Jahre hochgearbeitet haben. Was heißt das nun aber für die Jobsuche von Männern über 50 Jahren? Die Chancen sind besser denn je.

Vorteile der Gen X bei der Jobsuche

Schauen wir uns zuerst einmal an, welche Assets ältere Kandidaten bei der Jobsuche in die Waagschale werfen können.

Große Netzwerke

Ein Mitarbeiter, der schon über zwanzig Jahre Erfahrung in seinem Beruf gesammelt hat, kennt eine Vielzahl an relevanten Personen in seiner Branche. Ein Vertriebler kennt die Entscheidungsträger auf Seiten der Unternehmen. Ein Marketing-Mitarbeiter kennt Ansprechpartner in Agenturen und ein Pressevertreter kennt Journalisten und Influencer, oft auch persönlich. Für die Generation X war gerade zu Beginn ihrer beruflichen Aktivitäten der persönliche Austausch mangels digitaler Tools noch wesentlich intensiver. Und somit können Best Ager gerade dort bei der Jobsuche punkten, wo es auf eine umfangreiche Vernetzung ankommt. Denn hier benötigen jüngere Kollegen viel Zeit, um den Vorsprung aufzuholen.

Loyalität und Durchhaltevermögen

„In guten wie in schlechten Zeiten“ gilt für ältere Generationen nicht nur in der Ehe, sondern auch oft bezüglich ihres Arbeitsplatzes. Nicht selten stecken sich Vertreter der Baby Boomer oder Gen X noch die silberne Anstecknadel für zehn Jahre Betriebszugehörigkeit an. Bei jungen Menschen gibt es so lange Phasen unter einer Flagge kaum noch. Wenn sich also eine Firma für einen Kandidaten über 50 Jahren entscheidet, so wird der wahrscheinlich mindestens eine Dekade dort bleiben, vielleicht sogar bis zur Rente. Er wird sich voll reinhängen, um zu beweisen, dass er die richtige Wahl war. Und seine Stelle muss nicht bereits nach zwei bis fünf Jahren schon wieder besetzt werden. Eine erneute Stellenausschreibung droht jedoch bei jüngeren Mitarbeitern, die bei Unzufriedenheit schneller weiterziehen.

Übernahme von Verantwortung

Die Generation der Best Ager ist geprägt von einem hohen Maß an Verantwortungsbereitschaft. Sie scheuen sich nicht davor, Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen zu treffen und können auch mit dem sich daraus ergebenden Leistungsdruck recht gut umgehen. Gepaart ist dies mit der Bereitschaft, auch noch selbst Neues zu lernen und sich stetig weiterzuentwickeln.

Teamfähigkeit und Führungserfahrung

Jüngere Mitarbeiter streben immer seltenen die Chefposten an. Sie wollen zwar ein relevantes Rädchen des Unternehmens sein und gern zum Erfolg beitragen. Daher sind sie kommunikativ versierte Teamplayer. Wenn es aber um die Extrameile geht und gefordert wird, sich vielleicht auch mit Ellbogen durchzusetzen und eine Mannschaft anzuleiten, dann stellen sich jüngere Kollegen gern weiter nach hinten. Dabei brauchen Unternehmen an strategisch wichtigen Personen auch Mitarbeiter, die mit sozialer Kompetenz die Kollegen führen, motivieren und zur Höchstleistung anspornen. Und so wundert es nicht, dass diese Positionen, wie auch in der Politik, häufig von älteren Menschen besetzt werden.

Älterer Kandidat bei der Jobsuche im Bewerbungsgespräch
© Sora Shimazaki (Pexels)

Auf was es bei der Jobsuche ankommt

Best Ager können somit insbesondere mit ihren Erfahrungen und Kontakten punkten. Der Fachkräftemangel durch den demographischen Wandel spielt ihnen in die Karten, daher hat eine Jobsuche gute Chancen auf Erfolg, wenn ein paar Dinge berücksichtigt werden.

Vorbereitung

Gerade wer sich über einen längeren Zeitraum in einen Job hereingedreht hat und auf ausgetrampelten Pfaden unterwegs ist, tut sich oft schwer, seine Jobsuche zu starten. Daher muss erstmal klar sein, welches Ziel überhaupt angepeilt wird. Ist die Suche auf bestimmte Städte begrenzt? Gibt es Zielfirmen, die besonders spannend sind? Kann vielleicht jemand aus dem Netzwerk mit Kontakten oder Infos weiterhelfen? Was ist für einen neuen Arbeitgeber wichtig? In welcher Spanne sollte sich das Gehalt bewegen? Und gibt es vielleicht noch Themen und Wissensbereiche, die noch verbessert werden könnten, zum Beispiel durch Fortbildungen oder Kurse? Mit all diesen Infos sollte sich ein recht klares Bild zeigen. Hilfreich wäre, die Jobsuche aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis zu starten. Dann ist der Druck nicht so groß.

Bewerbungsunterlagen

Die Zeiten der Bewerbungsmappen mit losem Anschreiben sind vorbei. Heute werden die Unterlagen üblicherweise als PDF versendet. Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht weniger persönlich, bietet aber auch Chancen. Denn auf einen sauberen Ausdruck und hochwertiges Papier kann verzichtet werden. Ein ansprechendes und aktuelles Foto gehört unbedingt mit dazu. Hier sollte nicht gespart, sondern der Weg zum Fotografen gesucht werden. Die Unterlagen sollten ansprechend gestaltet und nicht überladen werden. Nach über 20 Berufsjahren ist die Grundschule und die Einzelheiten des ersten Jobs nicht mehr so entscheidend. Es empfiehlt sich somit chronologisch absteigend und immer weniger detailliert. Dazu gibt es etliche nützliche Vorlagen. Fehlerfreie Schrift ist eine Grundvoraussetzung.

Gutes Auftreten

Auch mit über 50 Jahren muss man sich nicht verstecken und kann selbstbewusst in Bewerbungsgespräche gehen. Die finden heute meist auf Augenhöhe und als Möglichkeit für beide Seiten statt, ihr Gegenüber besser kennenzulernen. Ein Best Ager kann selbstbewusst in diese Interviews einsteigen, denn er hat Erfahrung gesammelt und kann bestenfalls auch Erfolge vorweisen, die den Gesprächspartner beeindrucken. Kompetenz und Erfahrung sind wesentliche Faktoren. Branchenkenntnis oder detailliertes Wissen zu dem möglichen neuen Arbeitgeber können ebenfalls helfen. Und Vitamin B hat auch noch nie geschadet.

Linktipps

Bewerbungsunterlagen VorlagenKarrierebibel
Podcast zur Jobsuche 50+Vertriebsfunk

Titelbild © G-Stock Studio (Shutterstock)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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