Wenn es um Musik geht, dann gehört auch Stefan Keuchel (Jahrgang 1969) zu meinen TOP-Experten. Außerdem hatte er im Sommer überhaupt die Idee, diese Mixtape-Kategorie auf NOT TOO OLD zu integrieren. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Stefan und ich begleiten uns schon fast 20 Jahre durch den digitalen Kosmos in Hamburg und quer durch viele Unternehmen. Er ist PR-Profi und nach Stationen bei Google, myTaxi und Tesla nun bei der Agentur Hypr angekommen. Privat düst der Vater von vier Kindern oft mit seiner heiß geliebten Vespa durch das schöne Hamburg. Was aber hier noch wichtiger ist, das ist seine Leidenschaft für Rockfestivals und sein guter Musikgeschmack. Daher folgt nun Compilation mit seinen 15 liebsten Songs. Und wie es sich für einen Kommunikationsexperten gehört, gibt es auch spannende Stories dazu zu lesen.
TOP 15 Songs von Stefan Keuchel
1. The Cure // A Chain Of Flowers
Selbstverständlich muss mein Mixtape mit einem Cure Song beginnen. Die Band um Sänger Robert Smith ist meine all-time-favorite Lieblingsband. Habe sie mehr als 30x live gesehen und auch heute noch ist mir kein Weg zu weit, wenn ich sie (irgendwo in Europa) live sehen kann. Sich für einen einzigen Lieblingssong von The Cure zu entscheiden ist mir nicht möglich. Ich stehe besonders auf die (meist älteren) düsteren und melancholischen Songs. Ein perfektes Beispiel ist der wunderschöntraurigschwarze Song “A Chain of Flowers” von dem sehr empfehlenswerten Box-Set “Join the Dots – B-Sides & Rarities”.
PS: Wer mag, kann mir gern Bescheid geben (z.B. in den Kommentaren) und ich schicke dann gerne meine “Cure Top 15 Mixtape Playlist” rum.
2. The Smiths // How soon is now
Zu keiner Musik kann man als Teenie besser unglücklich (verliebt) sein, als zu The Smiths, denn keine Band schafft es Weltschmerz und Liebeskummer auf solch melodisch-melancholische Weise zu kombinieren, wie die geniale Band aus Manchester. Es gibt viele geile Smiths Lieder (This Charming Man, There is a Light…) aber für dieses Mixtape habe ich mich für “How soon is now” entschieden. Allein schon wegen dem hammergeilen Anfang. Der monumentale, vibrierende Riff von Johnny Marr, die von Schwermut durchtränkte, jammernde Gitarre in Kombination mit dem bittersüßen Gesang von Morrissey trifft bis heute einen Nerv und weckt den Teenager in mir.
3. Joy Divison // Love will tear us apart
“When routine bites hart and ambitions are low”….! Love will tear us apart, der wohl bekannteste Song von Joy Division, geht ans Eingemachte und lässt niemanden kalt. Besonders dann nicht, wenn man die traurige Geschichte von Ian Curtis kennt. Zahllose Mal gecovert und hundertfach gehört und doch bei jedem Mal anhören wieder so intensiv als wäre man in Ian Curtis’ Kopf und spüre seine Verzweiflung. Einfach schauriggroßartig und immer noch ein Wahnsinns-Song, der sich null abgenutzt hat.
4. New Order // Bizarre Love Triangle
Na klar — ich bin auch ein großer New Order Fan. Nach dem Selbstmord von Ian Curtis im Jahr 1980 nahm die Band Abschied vom Minimalismus von Joy Divison, erfindet sich neu und nutzt clever die Technologie der damaligen Zeit: Drumcomputer, Sampler, Sequenzer und Synthesieser. New Order kombiniert Post-Punk und Synthie Pop und sind ihrer Zeit damit weit voraus. Und auch na klar: Es gab eine Zeit in der ich “Blue Monday” geliebt habe. Inzwischen mag/kann ich den Song aber nicht mehr hören — overplayed. Darum nehme ich “Bizarre Love Triangle” auf dieses Mixtape. Wenn es Blue Monday nicht gäbe, wäre dies vermutlich der berühmteste Song von New Order. Vom ersten Trommelschlag über den grandiosen Texteinstieg (Everytime I think of you, I feel a shock right through with a bolt of blue”) bis zum eingängigen Refrain – ein geiler Song, der – obwohl er schon 34 Jahre auf dem Buckel hat – auch heute noch in jedem Club laufen kann.
5. Placebo featuring David Bowie // Without You I´m Nothing
Zugegeben: Ich habe ein wenig gebraucht, bis ich Fan von Placebo wurde. Anfangs ging mir die nasale Stimme und der Pathos von Sänger Brian Molko ziemlich auf den Sack. Aber spätestens mit dem Album “Without You I´m Nothing” auf dem geniale Songs wie “Pure Morning” oder “Every You, Every Me” zu finden sind, war ich Feuer und Flamme für die Band. Der legendäre David Bowie war ein so großer Fan der Band, dass er zusammen mit ihnen eine unfassbar geile Version von “Without You I´m Nothing” aufgenommen hat. Mehr wunderschön triefender Herzschmerz geht kaum.
PS: Ebenfalls sehr ans Herz legen möchte ich Euch die Placebo Coverversion vom Kultsong Where is my Mind? von den Pixies. Besonders die Live-Version mit Pixies Sänger Frank Black. Der absolute Wahnsinn!
6. Nirvana // Smells like teen spirit
Egal wie alt ich jetzt bin – wenn ich “Smells like teen spirit” höre, werde ich sofort wieder zum headbangenden Twen. Ich war Anfang 20 und – wie wahrscheinlich jeder von Euch – schon beim ersten Mal hören sofort angefixt von diesem hammergeilen Meilensteinsong. Diese genialen Gitarren-Riffs und der geile Refrain: “I feel stupid and contagious – here we are now, entertain us” — Schrammelmukke at it´s best zum Haare- und Kopfschütteln. Für mich der beste Grunge Song den es gibt.
7. Pearl Jam // Black
In den 90ern habe ich wohl kein Album häufiger gehört als TEN von Pearl Jam. Ich liebe jeden einzelnen Song auf der Platte und singe auch heute noch lauthals mit, wenn irgendwo Songs wie Alive, Even Flow, Jeremy oder Oceans erklingen. Die Lieder auf dem Album behandeln eher düstere Themen wie Depression, Selbstmord und Einsamkeit. Ich mag sowas sehr gern. Mein absoluter Lieblingssong ist das epische, herzzerreißende “Black”. Der Song beginnt sehr ruhig, die Stimme von Eddi Vedder steigert sich immer weiter und wird immer schwermütiger und verzweifelter bis zum dramatischen Höhepunkt. Gänsehaut pur.
8. Bush // Glycerine
Ich erinnere mich noch genau daran, als ich 1994 das erste Mal die Platte “Sixteen Stone” von Bush gehört habe. Ich war komplett geflasht von dem schrabbeligen Sound und der geilen Stimme von Frontman Gavin Rossdale. Zu der Zeit studierte ich an einem College in den USA – dort wurden Bush quasi über Nacht zu Superstars und jedes Collegerockradio spielte Sixteen Stone rauf und runter. Zu Recht. Jeder der 12 Song darauf ist megageil. Besonders hervorzuheben sind Everything Zen, Comedown, Little Things und den von mir für das Mixtape ausgewählte fantastische Glycerine. Alternative Rock wie er sein muss.
9. MUSE // Time is running out
Es passiert nicht oft, dass mich eine Band umhaut. Muse hat es definitiv getan.
Groß, wütend, verzweifelt, traurig, depressiv, theatralisch und bombastisch. Was für eine geile Mukke! Ein wilder Mix aus Alternative, Glam- und Progrock und Rock-Oper. Der spezielle Stil, den Muse kreiert haben, steht für sich und ist absolut einzigartig. Träumerische Synthie-Melodien gepaart mit rotzigen Gitarrenriffs und ergänzt von der leidenschaftlich seufzenden Stimme von Sänger Matthew Bellamy, die vier Oktaven umfasst und die er geschickt wie ein weiteres Instrument einsetzt. Einfach irre. Muse machen Rockballaden, die unter die Haut gehen. Stellvertretende für viele Songs, die auf das Mixtape könnten, habe ich den großartigen Track “Time is running out” vom Album Absolution ausgewählt. Tipp: Wenn Ihr je eine Chance habt: Geht auf ein Muse Konzert. Das sind gigantische, energetische, abenteuerliche Liveshows die ihresgleichen suchen. Mit das Beste, was ich je live gesehen/erlebt habe — und ich war auf einer Menge Konzerte 🙂
10. Coldplay // Trouble
Im Juli 2000 veröffentlichten Coldplay ihr großartiges Debütalbum Parachutes. Die Songs erinnerten mich damals sehr an Radiohead, einer weiteren Band, der ich bis heute huldige.
Es finden sich zahlreiche tolle Songs auf dem Album – darunter zB Shiver, Yellow und Don´t Panic. Doch der Song den ich aus persönlichen Gründen besonders liebe, ist “Trouble” und darum hat er auch einen Platz auf diesem Mixtape verdient.
11. New Radicals // Get what you give
Okay, ich stehe (offensichtlich) eher auf dunkle und melancholische Musik. Aber ich kann auch fröhlich. “Get what you give” ist einer meiner all-time-favorite-One-Hit-Wonder-Songs bei mir immer sofort gute Laune verursacht. Ich liebe es, wie sich der Song zum Ende hin immer weiter steigert – es hat ewig gedauert bis ich das Ende mitsingen konnte. Allen, denen es ähnlich geht, hier die Schlußsequenz:
„Health insurance, rip-off lying
FDA, big bankers buying
Fake computer crashes dining
Cloning while they’re multiplying
Fashion shoots with Beck and Hanson,
Courtney Love and Marilyn Manson
You’re all fakes, run to your mansions
Come around, we’ll kick your ass in.„
12. The XX // Crystalised
14. August 2009. Der Tag an dem das Debütalbum von The XX erschien und (für mich) eine neue Zeitrechnung begann: Vor und nach The XX. Klingt vermutlich bescheuert, aber die Platte war wie eine Offenbarung für mich. Dieser minimalistische, fesselnde, atmosphärische Sound aus ein paar Synthesizer-Beats, einer spärlich eingesetzten Gitarre und einem brummenden Bass gepaart mit dem leise, leidenden, intimen Wechselgesang von Sänger Oliver Sims und Sängerin Romy Madley Croft haben mich sofort fasziniert und in den Bann gezogen. Besonders “Intro”, das Instrumentalstück auf der Scheibe ist zeitlos und einfach megageil. Für das Mixtape habe ich allerdings Crystalised ausgesucht. Ich liebe die Gitarre und den Bass und den heiseren Gesang von Croft und Sims. Man hat das Gefühl die Stimmen winden sich in- und um-einander. Minimaler Klang, der (bei mir) maximale Emotionen auslöst.
13. David Sylvian // Orpheus
Was! Für! Ein! Song! Mystisch, melancholisch, magisch. Obwohl ich ihn schon weit über 100x gehört habe (vermutlich eher 1000x), berührt mich die “edle” Stimme von David Sylvian jedes Mal aufs Neue. Selbst an die merkwürdige Pause zwischen der zweiten und dritten Strophe habe ich mich im Laufe der Jahre gewöhnt. Einfach ein wunderschöner Song.
14. Pink Floyd // Comfortably Numb
Als ich ungefähr 15 Jahre als war, bin ich über meinen Bruder auf Pink Floyd aufmerksam geworden. Er hatte sich die “Wish You Were Here” Scheibe geholt und hörte sie rauf und runter. Ich fand das zwar ganz cool, aber konnte noch nicht so richtig was damit anfangen. Das änderte sich als ich 18/19 war. Da habe ich Pink Floyd für mich entdeckt und mit etwas “Spaßzigaretten-Unterstützung” begriffen, wie genial, avantgardistisch und absolut einzigartig diese Musik ist. Eine Klasse/Kategorie für sich. Ich mag alles von Floyd und besonders natürlich “The Wall” und die geniale “Dark Side Of The Moon”. Für dieses Mixtape habe ich Comfortably Numb gewählt. Ein fantastischer, nie alternder Klassiker. Oder in anderen Worten: This is not a song — this is a Masterpiece.
15. Doors // The End
Mit den Doors ist es ähnlich wie mit Pink Floyd. Man muss diese Musik einfach für sich entdecken und sie erfahren. Ich habe fast ein Jahr lang nichts anderes gehört als The Doors, weil mich die Musik so sehr fasziniert hat. Die tiefgründigen Texte über Leben, Tod und den Sinn der Dinge von Jim “Lizard King” Morrison um die die Bandmitglieder diese wundervollen, hypnotischen Blues-, Rock- und Soul-Klangteppiche weben – das ist keine gewöhnliche Musik, sondern Kunst für die Ohren. Zum Ausstieg dieses Mixtapes gibt es den magischen musikalischen Meilenstein “The End”. Ein zwölfminütiges Opus, das 53 Jahre alt ist (!!!) und immer noch und immer wieder ins Herz und in die Seele trifft.
This is the end, beautiful friend
This is the end, my only friend
The end
Für uns ist aber noch lange nicht Ende, hier gibt es weitere Mixtapes.
Stefan, vielen Dank für Deine tolle Compilation!
Playlist zum Mixtape von Stefan Keuchel
Titelbild © Raimar von Wienskowski