Vielleicht kennt ihr Jon Flemming Olsen (Jahrgang 1964) bereits als begnadeten Musiker. Gerade ist sein Solo-Album „Mann auf dem Seil“ erschienen. Und zusammen mit der Band Texas Lightning vertrat er Deutschland 2006 beim Eurovision Song Contest und dem Ohrwurm „No No Never“. Das Gesicht könnte euch aber noch aus einem anderen Grund bekannt vorkommen, dann allerdings mit wilder Mähne. Denn Jon Flemming Olsen ist auch seit 2004 der „Ingomann“ in der erfolgreichen Serie Dittsche. Da serviert er zu den Pommes und Hähnchen einen unterhaltsamen Ritt durch die News vom Tage im Talk mit Olli Dittrich. Und so freuen wir uns sehr, euch hier die 15 liebsten Songs von Jon Flemming Olsen zu präsentieren, garniert mit sehr persönlichen Erklärungen.
Top 15 Songs von Jon Flemming Olsen
1. She said she said // The Beatles
Die Beatles waren die erste musikalische Entdeckung meines Lebens. Ich vermute, dass ich ungefähr 10 Jahre alt war, als ich ihre LP „Revolver“ zwischen den Jazz- und Klassik-Platten meiner Eltern fand und mich sofort alles, aber auch alles an diesem Fund in seinen Bann zog: Die Songs, die Sounds, die geheimnisvolle Sprache, die ich noch nicht recht entschlüsseln konnte (bei mir war „Taxman“ ein Lied über einen Taxifahrer), das Artwork (vom genialen Klaus Voormann) und diese geheimnisvollen Typen mit den Sonnenbrillen, die auf der Coverrückseite in schwarz-weiß fotografiert waren…
Dieses Album wird vermutlich bis ans Ende meiner Tage mein absolutes Lieblingsalbum bleiben und jeder einzelne Song darauf hätte einen Ehrenplatz auf diesem Mixtape verdient. Aber ich entscheide mich für das eher unbekanntere „She said she said“ wegen des tollen Band-Gefühls und Ringos unfassbar grandiosem und so oft unterschätztem Schlagzeug-Spiel.
2. Blockbuster // The Sweet
Mit Ilja Richters „Disco“ im ZDF hielt die große Welt der Rock- und Popmusik endgültig Einzug in mein präpubertäres Dasein. Zum ersten Mal konnte ich die Menschen, die diese Instrumente bedienten und sangen auch bei der Arbeit beobachten. The Sweet waren oft zu Gast und „Block Buster“ begründete innerhalb weniger Takte sowohl mein ewiges Fan-sein, als auch den Entschluss, selbst E-Gitarre spielen zu lernen.
3. Leider nur ein Vakuum // Udo Lindenberg
Das erste Rock-Konzert meines Lebens besuchte ich gemeinsam mit meiner besten Freundin Norma im zarten Alter von 11(!) Jahren: Udo Lindenberg & das Panikorchester im CCH, Saal 1, Reihe 2, Plätze 9 und 10. Wir saßen direkt vor den großen Boxentürmen und als das Saallicht ausging, die bunten Bühnenscheinwerfer angingen und Udo unter dem peitschenden Lärm von Gitarren und Drums auf die Bühne tänzelte, wusste ich: das will ich auch. Genau das.
4. Go your own way // Fleetwood Mac
„Rumours“ von Fleetwood Mac ist ganz sicher eins der Top 5 Alben meines Lebens und auch hier hätte praktisch jeder Song ein Mixtape-Kandidat werden können. Aber „Go your own way“ hat mich als kleinen Butschi damals möglicherweise besonders getroffen: Zum Einen mit seiner Botschaft, zum Anderen mit diesem ebenso simplen wie fantastischen Band-Sound und dem himmlischen Harmoniegesang. Erst Jahrzehnte später erfuhr ich: Fleetwood Mac hatten dieses blendend schöne Album geschrieben und aufgenommen während sich beide Paare gerade trennten und die gesamte Band quasi in Tränen, Streit und Kokain fast unterging. Wie sie das damals schafften, ist mir bis heute ein Rätsel und lässt das Werk umso strahlender wirken.
5. Life on Mars // David Bowie
David Bowie entdeckte ich kurze Zeit später und sein Werk hat mich durch jede pubertäre Untiefe und allen Weltschmerz getragen. Bis heute besitze ich jede seiner Vinyl-Veröffentlichungen und verwahre sie wie einen Schatz. Sehr, sehr viele seiner Songs hätten es auf dieses Tape schaffen können: Heroes, Beauty and the Beast, Ziggy Stardust, Sufragette City, Changes, Space Oddity, Rebel Rebel, Diamond Dogs, Sound and Vision, Station to Station, TVC15, Young Americans, Ashes to ashes … ich entscheide mich für „Life on Mars“ wegen der Grandezza, der Gitarre von Mick Ronson, dem Pathos und der schieren Größe des Songs. Wunderbar. Für die Ewigkeit.
6. London Calling // The Clash
Mit einer E-Gitarre aus dem Alsterhaus für 159 DM begann mit zwölf mein Gitarrenunterricht. Bis ich 15 war, hatte ich mich durch sehr viele vorwiegend Rockmusikstile gehört – dann kamen The Clash und bliesen das allermeiste davon einfach weg. Kaum eine Rockband hat sich jemals mit anfangs so bescheidenen musikalischen Fähigkeiten so schnell und derart kreativ durch verschiedenste Stile gearbeitet. Und „London Calling“ ist für mich immer noch ihr Meisterwerk.
7. Indoor Fireworks // Elvis Costello
Überhaupt: Musiker, die nicht bei einer musikalischen Ausdrucksform stehenbleiben, sondern einfach immer weiter gehen, waren mir offenbar immer die liebsten. So auch Elvis Costello. Was für ein Schreiber! Und was für ein Sänger! Mit „Almost Blue“ machte er mich zum ersten Mal mit Countrymusic in Berührung. Mit den „Juliet Letters“ wurde es kammermusikalisch. Überall hin bin ich Elvis gefolgt, mindestens ein Dutzend seiner Konzerte habe ich gesehen. „Indoor Fireworks“ aus dem überragenden Album „King of America“ ist nur einer von vielen meiner Lieblingssongs aus seinem Oeuvre.
8. Nothing left to be desired // Johnny „Guitar“ Watson
Auf der Projektfahrt in die Toscana 1983 durften zwei Dinge nicht fehlen: Der Walkman – und frische Batterien. Irgendwann zwischen Mannheim und Karlsruhe schob Arndt Dodegge ein Tape von Johnny „Guitar“ Watson in mein Gerät – und es war mir, als hätte ich den Messias gehört. Meine Fresse, das war sexy! Und irgendwie auch so … glücklich! Und wieso auch nicht? Das Tape bekam Arndt erst nach der Reise zurück, ich war augenblicklich süchtig geworden. Einige Jahre später sah ich Johnny Guitar Watson live in der Markthalle in Hamburg: ein sehr trauriger Abend. Der Mann konnte kaum noch Gitarre spielen und schummelte sich mehr recht als schlecht durch sein Set. Ein Jahr später starb er. „Ain’t nothing left to be desired“ aber wird mich immer begleiten.
9. Mercy mercy me // Marvin Gaye
Im Gegensatz zu Johnny „Guitar“ Watson war Marvin vor allem ein sozialkritischer Chronist. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich Marvin und sein wahrhaft beseeltes Album „What’s Going On“ entdeckte, vermutlich im gleichen Zeitraum. Musikalisch gilt es hier auch dringend auf Bassist James Jamerson hinzuweisen, der nicht nur auf diesem Track einen unfassbar tollen Bass spielt – der Legende nach in derart betrunkenem Zustand, dass er noch nicht einmal mehr sitzen konnte, sondern es im LIEGEN tat.
10. You’ve got a friend // James Taylor
Niemals würde ich eine Reise antreten, ohne James Taylors „Greatest Hits“ Album im virtuellen Gepäck zu haben. Seine Version von „You’ve got a friend“ ist wie Bachblüten-Rescue-Tropfen für die Ohren. Seine Stimme Labsal und Trost, das Gitarrenspiel meisterhaft.
11. Four seasons in one day // Crowded House
Crowded House waren Ende der Achtziger meine absolute Lieblingsband, „Woodface“ lange Zeit mein Lieblingsalbum und „Four Seasons in one Day“ mein Lieblingssong daraus. Großes, großes Songwriting, brillant gespielt und gesungen und überragend produziert von Mitchell Froom. In dieser Besetzung sah ich die Band 1992 in der Hamburger Großen Freiheit – ein unvergesslicher Abend.
12. Little Ramona (Gone Hillbilly Nuts) // BR 5-49
Eins meiner musikalischen Erweckungserlebnisse verdanke ich den Neo-Traditional-Country-Göttern von BR5-49: Western-Swing, Hillbilly und Rockabilly hielten mit ihnen Einzug in mein Musikherz und brachten mich letztendendes auch dazu, mit „Texas Lightning“ meine eigene Country-Band zu gründen. „Little Ramona (gone Hillbilly Nuts)“ beschreibt in herrlich selbstironischer Weise die Wandlung eines weiblichen Punk-Lady zur Country-Verehrerin. Dieser Song geht ab!
13. Harlan Man // Steve Earle
Gleich dahinter: Americana-Ikone Steve Earle, der mir durch seine Zusammenarbeit mit der „Del McCoury Band“ auf „The Mountain“ zeigte, was Bluegrass ist. Ein unfassbar tolles Album. Wirklich begriff ich diese Musik allerdings erst, als ich Steve und die McCourys live erleben durfte: die gesamte Band sang und spielte in zwei (!) in Bühnenmitte platzierte Mikrofone, und bewegte sich, je nachdem welches Instrument hörbarer werden sollte, wie menschliche Lautstärke-Regler in die Nähe der Mikrofonierung: Auf diese Art hatten solche Bands bereits in den 30er Jahren in Nashville und andernorts live musiziert. Die Große Freiheit 36 war komplett aus dem Häuschen. Ich ebenso.
14. Immer noch die Musik // Niels Frevert
Sei immer du selbst. Für den Fall, dass Du nicht Du selbst sein kannst, sei Niels Frevert. Es gibt keinen schlechten Song von Niels und es wird vermutlich auch nie einer seinen Weg in die Öffentlichkeit finden. Schon in den Neunzigern war ich großer Fan seiner Band „Nationalgalerie“ und ich besitze alle seiner Solo-Alben. Auch hier war die Wahl eher Qual, aber – na gut: „Immer noch die Musik“ trifft mich bis ins Mark, bis in die letzte Faser meines Herzens.
15. Love ain’t enough // The Barr Brothers
Mein Freund Bela schenkte mir vor sechs Jahren das Album „Sleeping Operator“ von den „Barr Brothers“ und seitdem bin ich Fan. Ihr Stil ist nie so richtig einzuordnen – Indie-Folk-Roots-Rock-Singer-Songwriter? Ich weiß es nicht. Aber das Adjektiv „hypnotisch“ trifft es in jedem Fall, auch bei „Love ain’t not enough“, nur einer von sehr, sehr, sehr vielen tollen Songs, die die Kanadier in den letzten zehn Jahren veröffentlicht haben. Sehr gern hätte ich Euch an dieser Stelle auch noch die Band „Haim“ oder das fantastische Album „Raising Sand“ Bon Alison Krauss und Robert Plant ans Herz gelegt. Aber: nach 15 Songs muss auch mal Schluss sein. Geht raus! Die Sonne scheint!
Lieber Jon Flemming Olsen, recht hast du. Aber zum Glück kann man dieses großartige Mixtape ja auch unterwegs hören. Da sind wirklich einige Perlen dabei, ganz vielen Dank für deine besonderen Geschichten. Und liebe Hörer, checkt auch gern mal die eigenen Songs von Jon Flemming Olsen und sein neues Alum, das wird euch gefallen.
Playlist zum Mixtape von Jon Flemming Olsen
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Titelfoto von Jon Flemming Olsen © Beba Lindhorst