Derzeit schwappt eine Welle zu der neuen Netflix-Doku Seaspiracy durch das Netz. Von der einen Seite gibt es Zustimmung für diesen Film, der mit dramatischen Bildern auf die katastrophalen Folgen des weltweiten Verzehrs von Fisch aufmerksam macht. Für die anderen ist es eine Verdrehung von Fakten und eine falsche Darstellung. Warum wir trotzdem empfehlen, Seaspiracy anzugucken, wollen wir gern erklären.
Manchmal muss man schockieren, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Das gilt gerade und insbesondere für Nachhaltigkeit, Tier- und Umweltschutz. Wenn uns nicht immer wieder gezeigt wird, wie die Tiere häufig leiden und elendig zugrunde gehen, weil wir unser Holzfällersteak für 1,39 EUR grillen wollen, würde sich einfach nichts ändern. Menschen verfallen dann schnell wieder in ihre Routine. Dann reden sie sich ein, selbst eh nichts ausrichten zu können und beruhigen sich, nur noch dieses eine Mal ein halbes Hähnchen zu essen. Schnell zurück in die Komfortzone. Und genau daher halte ich es für richtig, immer wieder wachzurütteln.
Seaspiracy: Wie der Mensch die Meere zerstört
Was ich an Seaspiracy dabei begrüße ist es, die Aufmerksamkeit auf die Meere zu lenken. Denn obwohl sich derzeit in Richtung Getreidemilch, vegetarische Ernährung und ein Umdenken in der Mobilität eine ganze Menge tut, futtern wir weiter unsere Fischstäbchen oder legen Freitags einen Fischtag ein. Sicherlich gibt es andere Länder, bei denen der Fischverzehr deutlich höher und somit noch dramatischer ist für die Umwelt. Aber trotzdem können wir bei uns anfangen, unser Verhalten zu hinterfragen und zu optimieren. Filme wie Seaspiracy helfen dabei. In der Doku geht es aber nicht nur um die Auswirkungen des Fischfangs für die Umwelt. Es wird auch beleuchtet, was die Überfischung der Meere für die Arten zur Folge hat, welche Verschmutzung entsteht, wie ungewollter Beifang ins Netz gelangt und welche brutalen Fangmethoden eingesetzt werden.
Kritik
Filmemacher ist Ali Tabrizi und als Produzent agiert Kip Andersen, der auch schon mit den Dokus Cowspiracy und What the Health für Schlagzeilen sorgte. Kritisiert werden die beiden für die einseitige Darstellung eines sehr komplexen Themas. So äußert sich zum Beispiel ein Vertreter von Greenpeace, dass die Lösung des Problems nicht allein darin liegt, alle Menschen zu Veganern zu machen. Denn tatsächlich seien Milliarden Menschen von den Meeren abhängig und haben wenig Möglichkeiten, auf den Verzehr von Fisch zu verzichten. Somit ist das Fazit von Seaspiracy mit der Aussage: „Esst keinen Fisch mehr“ etwas zu kurz gesprungen. Und trotzdem ist es gut, dass durch diesen Film die Diskussion angekurbelt wird. Und wir können unseren Teil beitragen.
Bewusst Fisch verzehren und einkaufen
Uns sollte es im Gegensatz zu vielen anderen Ländern leichter fallen, unseren Verzehr mit Rücksicht auf die Umwelt und die Tiere zu optimieren. Unsere Ernährung ist ein wesentlicher Faktor im Bezug auf Klima- und Naturschutz. Daher ist jedes Tier, welches wir nicht essen, ein wertvoller Beitrag. Und auch wenn ihr nicht gleich zum Veganer oder Vegetarier werden sollt, könnte der Flexitarier eine für euch passende Form sein. Das sind Menschen, die Person, die sich überwiegend vegetarisch ernährt, hin und wieder aber auch hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch verzehren. Also achtet beim Einkauf auf entsprechende Siegel, streicht den Fisch-Mac und Fischstäbchen am besten vom Ernährungsplan und löst euch von dem Glauben, das Thunfisch aus der Dose unkritisch ist. Der Appetit auf Fisch vergeht aufgrund der Bilder in Seaspiracy. Und somit ist es richtig und wichtig, zu zeigen, was wirklich passiert.
Und der Rest der Welt?
Ob tatsächlich die kommerzielle Fischerei das größte Problem der Weltmeere ist, sei dahingestellt. Viele halten die Verschmutzung der Ozeane für nicht minder dramatisch. Aber nur weil es auch noch viele andere Verhaltensweisen mit verheerenden Folgen für die Umwelt gibt, ist es ja nicht falsch, eine davon intensiv zu beleuchten. Sicherlich zielt der Film mit schnellen Schnitten und vielen Zahlen auf eine gewisse Dramatik ab. Dazu passen auch die zum Teil gefährlichen Situationen, in die sich Aktivist Ali Tabrizi begibt, wenn er es mit organisierter Kriminalität und Sklaverei zu tun bekommt. Im Ergebnis ist Seaspiracy aber ein sehenswerter Dokumentarfilm geworden, der hoffentlich dazu beiträgt, die Menschen aufzurütteln und zu einem besseren Verhalten zu motivieren.