Wenn du wissen willst, warum du nur mit halber Kraft durchs Leben stolperst oder warum du krank wirst, kann „Silent-Inflammation“ der eigentliche Grund sein. 90 % – wenn nicht mehr – aller Krankheiten beruhen auf Silent Inflammation. Das ist der Anfang einer Krankheit.
Aber was ist das eigentlich? Warum wird davon so selten von deinem Arzt geredet? Hier kommen die Antworten, gegeben von Gastautor Peter Brockhaus.
Faktoren, die Silent Inflammation begünstigen
Systemische Silent Inflammation, auch als stille Entzündung bekannt, entsteht durch verschiedene Faktoren, die zu einer chronischen, niedriggradigen Entzündungsreaktion im Körper führen. Die Hauptursachen für die Entstehung einer systemischen Silent-Inflammation sind extrem vielfältig.
Lebensstilfaktoren
- Ungesundes Essen: Eine Ernährung, die reich an Zucker, Omega 6 Pflanzenfetten und industriellen Nahrungsmitteln ist, fördert Entzündungen im Körper. Das beginnt dann im Darm, wo eine Durchlässigkeit der hauchdünnen Dünndarmhaut entsteht. (Leaky Gut)
- Bewegungsmangel: Auch zu wenig körperliche Aktivität trägt zur Entstehung von stillen Entzündungen bei. (Sitzen ist das neue Rauchen)
- Chronischer Stress: Dauerhafter Stress kann das Immunsystem beeinträchtigen und stille Entzündungen begünstigen.
Umwelteinflüsse und Toxine
- Umweltgifte: Schadstoffe aus der Umwelt können stille Entzündungen auslösen. Dazu gehört bei vielen, dass sie übermäßig EMF Strahlung vom Handy ausgesetzt sind.
- Toxische Belastungen: Beispielsweise durch Quecksilber in Amalgamfüllungen oder durch das Essen. Andere Schwermetalle spielen ebenso eine fatale Rolle.
Infektionen und Mikrobiom
- Persistierende Infektionen: Vor allem Viren der Herpesfamilie (HSV, CMV, VZV) und Bakterien wie Borrelien können bei einem geschwächten Immunsystem zu chronischen Entzündungen führen.
- Dysbiose: Eine gestörte Darmflora oder Dysbiose im Mund-Rachen-Raum kann stille Entzündungen begünstigen.
Immunsystem und Genetik
- Autoimmunreaktionen: Erkrankungen der Schilddrüse oder des Magen-Darm-Trakts können stille Entzündungen auslösen.
- Genetische Veranlagung: Die individuelle genetische Ausstattung beeinflusst, wie gut der Körper mit Entzündungsauslösern umgehen kann.
Wenn du also diese lange Liste von auslösenden Effekten gelesen hast, wirst du dich fragen müssen, ob du nicht auch eine stille unbemerkte Entzündung im Körper hast.
Was passiert nun bei einer solchen Entzündung?
Oxydativer Stress
Dauerhaft stille Entzündungen führen zu einer Erhöhung des oxidativen Stresses, was wiederum die Entzündungsreaktion verstärkt. Bei oxidativem Stress entstehen sogenannte „freie Radikale“. Davon hast du sicher schon gehört. Diese Faktoren können sich gegenseitig verstärken und zu einem Teufelskreis führen, bei dem das Immunsystem dauerhaft aktiviert bleibt. Dann wird aus der Silent-Inflammation eine chronische, systemische Entzündungsreaktion, die oft lange unbemerkt bleibt und verschiedene Gesundheitsprobleme verursachen kann.
Wie kannst du Silent Inflammation im Körper erkennen und diagnostizieren?
Die diagnostischen Methoden sind vielfältig:
Blutuntersuchungen: Dein Arzt kann deinen CRP Wert ermitteln. Dies ist ein sensitiver Marker für subklinische Entzündungen. Ein Wert über 0,56 mg/l deutet auf eine Silent-Inflammation hin.
Aber es gibt noch einige andere Blutmarker, die Aufschluss geben.
Das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 in deinem Blut. Dieser einfache Fettsäurespiegeltest über Kapillarblut kann ein Ungleichgewicht aufzeigen, das auf eine Silent-Inflammation hindeuten kann. Denn nur, wenn dein Quotient unter 1:4 liegt, bist du im gesunden Bereich. Viele haben aber durch zu viel Junk Food Werte von 1:15 oder gar 1:20.
Symptome beobachten
Wie der Name schon sagt, verläuft eine Silent-Inflammation still. Du hast keine Symptome, die du ernst nimmst. Folgende Anzeichen können jedoch auf eine stille Entzündung hindeuten:
• Schlappheit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit
• Häufige Infekte
• Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen
• Konzentrationsprobleme und Vergesslichkeit
• Überhöhte Reizbarkeit
• Nahrungsmittelunverträglichkeiten
• Schlafstörungen
Wenn mehr als zwei dieser Symptome zutreffen, solltest du eine umfassende Untersuchung von einem Arzt oder einer Ärztin durchführen lassen.
Nimm die Sache ernst. Denn das Fatale an Silent Inflammation ist, dass du dadurch auch eine Neuroinflammation bekommen kannst. Und das willst du wirklich nicht haben.
Wie entsteht Neuroinflammation und was kannst du dagegen tun?
Stell dir vor, dein Gehirn hätte ein eigenes Immunsystem – denn genau das hat es. Dieses System besteht hauptsächlich aus speziellen Zellen namens Mikroglia und Astrozyten. Normalerweise sind diese Zellen die fleißigen Hausmeister und wachsamen Wächter deines Gehirns. Sie halten alles sauber, in Ordnung und schützen deine Neuronen vor Schaden.
Neuroinflammation ist eine stille Entzündung im Gehirn. Sie entsteht, wenn diese Wächterzellen überaktiv werden. Sie beginnen dann, auch harmlose Dinge als Bedrohung wahrzunehmen und setzen Stoffe frei, die eigentlich der Verteidigung dienen sollen. Diese Verteidigungsstoffe können jedoch gesunde Gehirnzellen reizen und schädigen. Das wiederum alarmiert noch mehr Wächterzellen, und so entsteht ein Teufelskreis der Entzündung. Anders als bei der systemischen Entzündung im Körper, gibt es bei der Neuroinflammation keine offensichtlichen Symptome. Deshalb bleibt sie viel zu lange unbemerkt und kann sich schleichend über Jahre oder sogar Jahrzehnte entwickeln.
Interessanterweise können auch Entzündungen im restlichen Körper eine Neuroinflammation auslösen. Stell dir vor, dein Körper sendet Alarmsignale aus, die auch das Gehirn erreichen und dort die Wächterzellen in Alarmbereitschaft versetzen. Diese Signale können über verschiedene Wege ins Gehirn gelangen:
- Durch eine gestörte Blut-Hirn-Schranke, die normalerweise das Gehirn vor schädlichen Substanzen schützt.
- Über spezielle Transportwege für Entzündungsbotenstoffe, sogenannte Zytokine.
- Durch Signale, die über den Vagusnerv vom Körper ins Gehirn geleitet werden.
- Über bestimmte Gehirnregionen, die keine typische Blut-Hirn-Schranke besitzen.
- Mit anderen Worten: Neuroinflammation ist ebenso häufig wie die stillen Entzündungen im Körper.
Warum ist Neuroinflammation so problematisch?
Langfristig kann eine chronische Neuroinflammation zu verschiedenen schwerwiegenden Problemen führen:
Dein Gedächtnis und dein Denkvermögen können beeinträchtigt werden. Du merkst vielleicht, dass du dir Dinge schlechter merken kannst oder dass dir komplexe Denkaufgaben schwerer fallen als früher.
Das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson steigt. Diese Krankheiten sind wie ein schleichender Verfall deiner Gehirnzellen, und Neuroinflammation kann diesen Prozess beschleunigen.
Auch deine Stimmung kann leiden. Depressionen und andere psychische Erkrankungen werden mit chronischen Entzündungen im Gehirn in Verbindung gebracht.
Du fühlst dich möglicherweise ständig müde und hast Schwierigkeiten, dich zu konzentrieren. Dieses Phänomen wird oft als „Brain Fog“ oder Gehirnnebel bezeichnet.
Chronische Schmerzzustände können sich entwickeln oder verschlimmern, da Neuroinflammation die Schmerzwahrnehmung verändert.
Was kannst du gegen Neuroinflammation tun?
Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten, Neuroinflammation zu reduzieren und dein Gehirn zu schützen. Sie haben alle mit deinem Lifestyle zu tun. Dafür brauchst du keinen Arzt. Nur deine eigene Motivation und Disziplin zählt.
- Eine entzündungshemmende Ernährung hat einen enormen Einfluss auf die Prozesse in deinem Körper und Gehirn. Kaufe dir Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, wie fetter Fisch (Lachs, Makrele, Sardinen). Diese Fette sind wie Löschmittel für die Entzündungsfeuer in deinem Gehirn.
- Iss viel Obst und Gemüse, besonders grünes Blattgemüse. Diese sind voll von Antioxidantien, die deine Gehirnzellen vor oxidativem Stress schützen. Vermeide hingegen Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel, die Entzündungen anfachen können.
- Körperliche Aktivität ist wie eine Verjüngungskur für dein Gehirn. Moderate Ausdaueraktivitäten wie Gehen oder Schwimmen regen die Durchblutung an und fördern die Produktion von Wachstumsfaktoren, die deine Gehirnzellen schützen. Auch Krafttraining hilft, da es den Stoffwechsel ankurbelt und entzündungshemmende Prozesse in Gang setzt.
- Chronischer Stress ist wie Gift für dein Gehirn. Er hält die Entzündungsprozesse am Laufen und schadet langfristig deinen Gehirnzellen. Fang mit Meditation an und übe Achtsamkeit. Diese Techniken können dein Gehirn beruhigen und die Aktivität entzündungsfördernder Gene reduzieren.
- Schlafe ausreichend: Im Schlaf findet die Reinigung deines Gehirns statt. Sorge für eine gute Schlafhygiene: Halte dein Schlafzimmer dunkel, kühl und ruhig. Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen, um deinen Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren.
- Fordere dein Gehirn: Geistige Aktivität ist wie Fitness für dein Gehirn. Lerne neue Dinge, löse Rätsel oder erlerne ein neues Hobby. Dies fördert die Bildung neuer Verbindungen zwischen deinen Gehirnzellen und kann helfen, die schädlichen Auswirkungen von Entzündungen auszugleichen.
- Pflege soziale Kontakte: Einsamkeit kann Entzündungsprozesse fördern. Bleib in Kontakt mit Freunden und Familie. Soziale Interaktionen stimulieren dein Gehirn auf vielfältige Weise und können sogar die Produktion entzündungshemmender Substanzen anregen.
- Einige Nahrungsergänzungsmittel können entzündungshemmend wirken. Omega-3-Fettsäuren in Form von Fischöl oder Algen sind ein MUSS. Denn über Fischkonsum kannst du kaum die notwendigen Werte erreichen. Kurkuma, besonders in Kombination mit schwarzem Pfeffer für eine bessere Aufnahme, hat starke entzündungshemmende Eigenschaften.
- Achte auf deine Darmgesundheit: Dein Darm und dein Gehirn stehen in enger Verbindung. Ein gesundes Darmmikrobiom kann Entzündungen im ganzen Körper, einschließlich des Gehirns, reduzieren. Iss ballaststoffreiche Lebensmittel und probiotische Nahrungsmittel wie Joghurt oder fermentiertes Gemüse.
- Reduziere deinen Alkoholkonsum: Regelmäßiger Alkoholkonsum kann Entzündungen im Gehirn fördern. Wenn du Alkohol trinkst, tu es in Maßen. Versuche, alkoholfreie Tage einzulegen.
- Meide Umweltgifte: Versuche, deine Exposition gegenüber dem EMF zu reduzieren. Verwende Wasserfilter, um Schadstoffe aus deinem Trinkwasser zu entfernen. Nutze natürliche Reinigungsmittel in deinem Haushalt und vermeide den übermäßigen Gebrauch von Plastik, besonders bei Lebensmitteln.
Fazit: Dein Gehirn ist deine eigene Verantwortung
Neuroinflammation ist wie ein schleichender Nebel, der sich in deinem Gehirn ausbreitet. Aber du hast die Macht, diesen Nebel zu lichten. Jede gesunde Mahlzeit, jedes Training, jede Meditation ist ein Schritt in Richtung eines gesunden Gehirns.
Denk daran: Die Veränderungen, die du heute vornimmst, können langfristige Auswirkungen auf deine Gehirngesundheit haben. Es ist nie zu spät, damit anzufangen, deinem Gehirn etwas Gutes zu tun. „Don´t Die Dumb“