Mit der Erfindung des Internets sind wir alle auch zu kleinen Doktor:innen herangereift. Denn sobald etwas juckt oder schmerzt, bemühen wir vor dem Gang zum Mediziner alle immer zuerst einmal das Netz und googeln nach Symptomen für eine erste Selbstdiagnose. Das birgt nicht nur Gefahren, sondern bringt uns auch oft auf die falsche Fährte. Was sind aber die Wehwehchen, die besonders oft recherchiert werden? Dazu gibt es jetzt eine Umfrage, die ziemlich spannend ist.
Das Helios Klinikum Berlin-Buch wollte herausfinden, welche Krankheiten am meisten online gesucht werden. Dazu wurden die Tools von Google Analytics und Google Trends auf die am häufigsten gesuchten Symptome und Krankheiten abgecheckt. Und das Ergebnis ist durchaus überraschend. Klar, den Spitzenplatz belegt immer noch alles rund um Corona. Aber danach folgen Scharlach, Gürtelrose und Hämorrhoiden. Offensichtlich sind diese Krankheiten die verbreitetsten Volksleiden. Anhang der folgenden Liste lässt sich einiges zur Gesundheit von uns Deutschen ablesen.
Corona, Scharlach und Gürtelrose sind meistgegoogelte Krankheiten
Wenig verwunderlich ist die Tatsache, dass im Zeitraum von Mai 2022 bis 2023 von den 141 untersuchten Krankheiten, die bei Google gesucht werden, immer noch Corona das Feld anführt. Rechnet man noch die Suchbegriffe Covid und Covid19 dazu, dann kommt diese Erkrankung auf über 1,12 Millionen Suchanfragen in Deutschland. Auf dem zweiten Platz dann aber eine erste Überraschung, denn hier steht weder Grippe noch Migräne, sondern tatsächlich Scharlach mit einem Suchvolumen von 450.000 Anfragen.
Und es bleibt spannend, denn auf dem geteilten dritten Platz liegen zwei Krankheiten, die nicht unbedingt sofort in den Sinn kommen, wenn man an Selbstdiagnosen denkt. Hier landen Gürtelrose und Hämorrhoiden, zweites wahrscheinlich in den unterschiedlichsten Schreibweisen. Beide Begriffe weisen ein Suchvolumen von jeweils 368.000 auf, was fast das Fünffache des Suchvolumens von Migräne mit 74.000 Suchanfragen ist.
Unter den führenden zehn gesuchten Krankheiten und Symptomen finden sich weitere Infektionskrankheiten wie die Hand-Mund-Fuß-Krankheit, Windpocken und Blasenentzündung. Aber auch verschiedene Arten von Krebs, darunter allgemeiner Hautkrebs sowie spezifischer weißer Hautkrebs, sind vertreten. Und nachdem ADHS-Diagnosen bereits auf TikTok und Instagram für reichlich Aufmerksamkeit sorgten,l lieben sie auch bei den ausgewerteten Suchen auf Google mit 90.500 Anfragen in den Top 10.
Meistgegoogelte Krankeiten Mai 22 bis 23
1. Corona, Covid & Covid19: 1.123.600
2. Scharlach – 450.000
3. Hämorrhoiden: 368.000
3. Gürtelrose: 368.000
5. Hand-Mund-Fuß-Krankheit – 275.000
6. Mandelentzündung: 246.000
7. Weißer Hautkrebs: 165.000
7. Neurodermitis: 165.000
7. Blasenentzündung: 165.000
Die komplette Übersicht aller Suchanfragen gibt es hier.
Das sagen Experten zur Selbstdiagnose
Tim Steckel, Klinikgeschäftsführer Helios Klinikum Berlin-Buch, sagt zu den Ergebnissen:
„Dass Corona bzw. Covid19 als Ergebnis mit dem höchsten Suchvolumen feststeht, erscheint mir für das untersuchte Jahr Mai 2022 bis Mai 2023 nicht sonderlich überraschend. Überaus spannend, aber auch bedenklich finde ich hingegen das Ergebnis, dass sich Hautkrebs und insbesondere der weiße Hautkrebs mit unter den Top Ten der am häufigsten gegoogelten Krankheiten befinden. Gerade in einem solchen Verdachtsfall ist es aber wichtig, dass sich die potenziellen Patient:innen an eine Dermatologin bzw. einen Dermatologen wenden. Das Helios Klinikum Berlin-Buch ist bestens dafür geeignet, verschiedenste Krebsarten zu diagnostizieren und zu behandeln. Durch kurze Wege innerhalb des Klinikums ist auch die interdisziplinäre Diagnostik und Therapie besonders effizient.”
Und auch Prof. Dr. med. Henning T. Baberg, Ärztlicher Direktor des Helios Klinikums Berlin-Buch und Chefarzt der Kardiologie und Nephrologie, rät zur Vorsicht:
„Der Zusammenhang von Herpes Zoster, auch bekannt als Gürtelrose, und einer Corona-Erkrankung bzw. -Impfung wurde bereits von mehreren medizinischen Studien diskutiert. Jetzt sehen wir anhand der Ergebnisse dieser Recherche, dass die Gürtelrose derzeit auf Platz Drei der am häufigsten gegoogelten Krankheiten liegt. Eine Google-Recherche kann natürlich maximal nur Korrelationen aufweisen, aber das Ergebnis erscheint mir trotzdem interessant. Insgesamt rate ich natürlich von Selbstdiagnostika ab und empfehle, immer zum Arzt oder zur Ärztin des Vertrauens zu gehen. Die Symptome für Herzinfarkte beispielsweise können sehr diffus sein und unterscheiden sich auch zwischen den Geschlechtern. Im Helios Klinikum Berlin-Buch können wir Patient:innen bestens versorgen und eine gesicherte Diagnose stellen.”
FAQ zu Internetrecherche nach Krankheiten
Warum suchen Menschen ihre Krankheitssymptome bei Google?
Menschen suchen nach ihren Krankheitssymptomen bei Google, weil sie besorgt über ihre Gesundheit sind und nach Informationen suchen, um sich ein besseres Bild von ihrem Zustand zu machen. Einige möchten vor einem Arztbesuch mögliche Diagnosen recherchieren oder sich auf das Gespräch mit dem Doc vorbereiten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Internet keine medizinische Fachkraft ersetzt und Selbst-Diagnosen oft ungenau oder irreführend sein können.
Ist es ratsam, medizinische Ratschläge aus Google-Suchen zu befolgen?
Nein, auf gar keinen Fall. Die Informationen im Internet können ungenau oder veraltet sein. Außerdem können Selbst-Diagnosen zu falschen Schlussfolgerungen führen. Im Zweifelsfall ist es immer am besten, einen qualifizierten medizinischen Fachmann zu konsultieren, um eine genaue Diagnose und angemessene Behandlung zu erhalten.
Wie kann man verantwortungsbewusst nach Gesundheitsinformationen online suchen?
Zuerst einmal sollten für die Recherche ausschließlich vertrauenswürdige Quellen genutzt werden. Dazu gehören offizielle Websites medizinischer Organisationen, Krankenhäuser oder staatliche Gesundheitsbehörden. Der Suchende sollte breit gefasste Suchanfragen verwenden, um sich ein umfassendes Bild zu verschaffen, anstatt sich auf eine einzige Quelle zu verlassen. Eine professionelle medizinische Beratung ersetzt aber auch die detaillierte Suche nicht.
Welche Rolle spielen soziale Medien in Bezug auf Gesundheitssuchen?
Soziale Medien können noch irreführender und gefährlicher bei der Suche nach Krankheiten und Symptomen sein, denn durch die persönlichen Erfahrungen anderer Nutzer sind die Infos hier nicht wissenschaftlich fundiert. Soziale Medien können als Startpunkt für Recherchen genutzt werden, sollten aber nicht die einzig angezapfte Quelle sein. Und auch hier gilt: Konsultiert qualifizierte medizinische Fachleute für genaue Informationen und Ratschläge.
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