Im Januar setzen viele Menschen euphorisch ihre ambitionierten Neujahrsvorsätze um, oft in Verbindung mit mehr Sport. Da wird im Fitnessstudio gestrampelt, durch vereiste Wälder gejoggt oder mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Gleichzeitig sind die Wartezimmer der Mediziner und Krankenhäuser zu diesem Zeitpunkt besonders voll. Was steckt dahinter?
Im neuen Jahr soll alles anders werden, deshalb wollen viele Menschen ihre schlechten Angewohnheiten über Bord werfen und durch bessere ersetzen. Je radikaler die Umstellung, desto höher ist allerdings das Verletzungsrisiko. Der folgende Artikel gibt Tipps für einen guten Start ins neue Jahr und wie man Verletzungen dabei vermeiden kann.
Deshalb ist der Jahresanfang für ein erhöhtes Verletzungsrisiko bekannt
Ein Hauptgrund für Verletzungen am Jahresanfang stellen Neujahrsvorsätze dar. Eigentlich klingt diese Aussage paradox. Schließlich sind Zielsetzungen für das neue Jahr doch dafür da, alles besser zu machen, oder? Ganz so simpel ist es allerdings nicht. Denn viele Menschen nehmen sich für den Jahresbeginn Vorsätze vor, die viel zu hochgegriffen sind. „Ab heute gehe ich jeden Tag ins Fitnessstudio“, „Ich will jetzt jeden Tag 20.000 Schritte spazieren gehen“, „Ich möchte nun täglich Muskelaufbauübungen machen“, „Ich esse weniger Kohlenhydrate“ sind nur einige der Ideen, die Menschen in den Sinn kommen. An sich ist mehr Bewegung natürlich immer gut.
Doch gerade für jene, die nicht an regelmäßige sportliche Aktivitäten gewohnt sind, birgt dieses Vorgehen ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Die körperliche Belastung wirkt sich unmittelbar auf Sehnen, Bänder und Muskeln aus. Erfolgt sie zu radikal, kann der Körper die Leistung nicht abrufen und reagiert mit Verletzungen. Hinzu kommt, dass auch das Gehirn bei solchen Änderungen streikt. Denn es empfindet diese als Stress und wehrt sich vehement dagegen. Werden mehr Stresshormone ausgeschüttet, werden Menschen noch unvorsichtiger. Und ganz allgemein: Soll Stress am Jahresanfang nicht vermieden werden?
Vorsicht gefragt bei älteren Menschen
Ein erhöhtes Verletzungsrisiko besteht dabei vor allem bei älteren Menschen – ganz unabhängig davon, ob beim Sport oder im Alltag. Daran ist nichts Verwerfliches oder Unnatürliches. Im fortgeschrittenen Alter ist schlicht und ergreifend weniger Muskelmasse im Körper vorhanden. Dadurch nehmen die Leistungsfähigkeit und Reaktionszeit ab. Vor allem, wenn es draußen aufgrund der Witterung kalt und glatt wird, erhöht sich demnach die Gefahr für Stürze. Doch auch für alle Sportbegeisterten gilt Vorsicht: Denn aufgrund der physischen Veränderungen im Alter kommt es auch bei sportlichen Tätigkeiten schneller zu Verletzungen – besonders, wenn man von Null auf Hundert damit startet.
Winterurlaub? Ja, aber mit der richtigen Vorbereitung
Damit ist im Übrigen auch der beliebte Wintersport gemeint. Viele Menschen in allen Altersklassen fahren seit ihrer Kindheit Ski. Deshalb ist in den Köpfen verankert, dass man dafür keine große Vorbereitung benötigt. Gewiss stimmt das, wenn es darum geht, die Bewegungen immer wieder abrufen zu können. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Körper dazu bereit ist – zumal es in der Regel nur einmal jährlich in den Skiurlaub geht. Noch gefährlicher ist es für all jene, die über den Rest des Jahres kaum Sport treiben oder vielleicht einer sitzenden Tätigkeit nachgehen. Die Folge sind zahlreiche Verletzungen, die auf oder abseits der Piste geschehen.
Das Verletzungsrisiko gekonnt reduzieren
Es scheint fast, als könne man das Haus gar nicht mehr verlassen. Natürlich ist das nicht die Lösung. Wichtig ist vor allem, sich ausreichend vorzubereiten. Für alle Skiurlauber gilt, den Körper schon weit im Voraus des Urlaubs an Bewegung zu gewöhnen. Früher war es beispielsweise völlig normal, Wochen im Voraus Skigymnastik zu betreiben. Mit gezielten Übungen, wie Seitbeugen, Wandsitz, Beinheben mit Außenrotation, Seitlagen oder dem „Skater“ können Muskeln auf die bevorstehenden Wintersportbewegungen vorbereitet werden.
An dieser Vorgehensweise können sich auch Best Ager orientieren und dem altersbedingten Schwund an Muskelmasse durch gezielte Übungen zum Kraftaufbau entgegenwirken. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Von Kniebeugen über Training mit Hanteln, Treppensteigen, Schwimmen oder Spazieren gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Wichtig ist, dass auch eine gesunde Ernährung eine Rolle spielt – und damit ist keine Crash-Diät am Jahresanfang gemeint. Wer gerne angeleitet wird, kann auch mit Sportmedizinern zusammenarbeiten, um ein ganz individuelles Konzept auszuarbeiten.
Nicht zuletzt sind die alljährlich bekannten Neujahrsvorsätze per se auch nicht schlecht – wenn sie nicht überzogen sind und langsam in den Alltag integriert werden. So müssen es nicht gleich täglich 20.000 Schritte sein oder Muskelaufbau. Sinnvoller ist es, sich kleinere Ziele zu setzen. Denn eine Steigerung ist immer möglich, sobald sich der Körper und die Psyche ausreichend gewöhnt haben. Wer also mit Euphorie und gleichzeitig einem gesunden und realistischen Gefühl an Neujahrsvorsätze herangeht, kann im neuen Jahr einiges bewirken.
Über Dr. Csaba Losonc
Dr. Csaba Losonc ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Er hat uns auch schon über Golf und Gesundheit aufgeklärt und war in unserem NOT TOO OLD Podcast in Folge 13 zu Gast.
Der Gründer und Leiter des medizinischen Versorgungszentrums MEDICUM Rhein-Ahr-Eifel in Bad Neuenahr-Ahrweiler verhilft gemeinsam mit seinem Team aus verschiedenen Fachärzten Menschen zu einem schmerzfreien Leben. Dabei setzt er auf eine ganzheitliche Behandlung und verzichtet nach Möglichkeit auf Kortison oder Operation.
Mehr Informationen dazu unter: www.medicum-rae.de
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