HomeKÖRPERErnährungAus'zapft is? Der Biermarkt schmiert ab, Alkoholfrei gewinnt. Eine Analyse.

Aus’zapft is? Der Biermarkt schmiert ab, Alkoholfrei gewinnt. Eine Analyse.

Für viele Kerle ist das kühle Blonde immer noch die bevorzugte Getränkewahl, ob auf dem Sofa, zum BBQ, im Stadion oder auch beim Festival. Wir Vertreter der Gen X sind mit Dosenbier und der von Lotto King Karl besungenen HoPiHaLiDo aufgewachsen. Seitdem hat sich viel getan, die alkoholfreien Sorten sind auf dem Siegeszug, mit dem Craft Beer haben ganz neue Bierstile Einzug gehalten und während Preise steigen, sinken die Verkaufszahlen von Pils, Weizen und Export. Infos zum Markt gab es kürzlich schon in unserem Podcast mit Braumeister Oliver Wesseloh. In diesem Beitrag legt Janina Rehbein, die Sparexpertin der myWorld International AG, mit Infos zum rückläufigen Gerstensaft-Konsum nach.

Werfen wir mal einen ernsten Blick auf unser alkoholisches Lieblingsgetränk: Der deutsche Biermarkt steht vor Herausforderungen. Das Statistische Bundesamt meldet einen überraschenden Rückgang des Konsums, der nicht nur Brauereien Kopfzerbrechen bereitet. Unter anderem begründet sich dieser Trend durch steigenden Rohstoffpreise, die von den Produzenten auf die Kundschaft umgelegt werden. Und auch durch den von vielen Menschen bewussteren und gesünderen Lebensstil wird weniger Alkohol konsumiert. Doch keine Sorge, die Braukunst bleibt ein fester Bestandteil unserer Kultur. Und die Brauereien können sich mit Kreativität und alkoholfreien Sorten immer noch ein Stück vom Kuchen sichern.

Wie Flasche leer – Der Bierkonsum sinkt

Am 2. August, dem Internationalen Tag des Bieres, lohnt sich ein Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Brauindustrie. Die Zahlen geben Anlass zur Diskussion: Im vergangenen Jahr sank der Bierkonsum auf 8,4 Milliarden Liter – ein Rückgang von beachtlichen 4,5 Prozent. Pro Kopf bedeutet das einen Einbruch von 92 auf 88 Liter. Eine Entwicklung, die Teil eines langfristigen Trends zu sein scheint.

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© Josh Olalde (Unsplash)

Und trotzdem wird eine bunte Auswahl an Gerstensaft auch in Zukunft noch in den Regalen stehen, denn laut einer Civey-Umfrage sehen über 70 Prozent der Befragten Bier und Brauereien nach wie vor als wichtigen Teil der deutschen Kultur. Janina Rehbein, Sparexpertin der myWorld International AG, bestätigt: „Bier ist auch weiterhin das beliebteste alkoholische Getränk in Deutschland.“ Aber warum greifen wir seltener zum kühlen Blonden?

Ein halber Liter Bier könnte bald 7,50 kosten

Ein wesentlicher Faktor sind die gestiegenen Lebensmittel- und Rohstoffpreise. Die Brauereien kämpfen mit höheren Produktionskosten, die oft an die Verbraucher weitergegeben werden. Rehbein warnt: „Prognosen zufolge könnte der Preis für einen halben Liter in Gaststätten bald auf 7,50 Euro klettern.“ Eine harte Nummer, wenn man bedenkt, dass schon jetzt einem Viertel der Befragten 4,50 Euro zu teuer sind.

Es gibt noch einen zweiten Trend, der einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Verkaufszahlen der gebrauten Erzeugnisse hat: Der Wandel zu einem gesünderen Lebensstil. Immer mehr von uns achten auf bewussten und gesunden Konsum. Fast ein Drittel der Befragten gibt sogar an, selten oder nie Bier mit Alkohol zu trinken. Stattdessen erleben alkoholfreie Varianten einen Boom. Die Produktion hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt und erreichte im Vorjahr den Rekordwert von 5,6 Millionen Hektolitern. Jeder Zehnte bevorzugt mittlerweile diese Variante.

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© Markus Spiske (Unsplash)

Mehr Vielfalt durch neue Sorten und Bierstile

Für echte Bierkenner und Genussmenschen gibt es aber auch gute Nachrichten: Craft Beer ist auf dem Vormarsch. Diese handwerklich gebrauten Spezialitäten, ursprünglich aus den USA, erobern auch hierzulande die Herzen der Feinschmecker. Klein- und Kleinstbrauereien experimentieren mit verschiedenen Hopfensorten und speziellen Gärverfahren, um einzigartige Geschmackserlebnisse zu kreieren. Zwar machen sie aktuell nur zwei Prozent des Marktes aus, doch ihr Beitrag zur Sortenvielfalt ist enorm. Dazu Janina Rehbein:

„Nicht selten sind Biere von kleinen, lokalen Brauereien günstiger als große Markenbiere und schmecken durch ihre Sortenvielfalt oft auch besser.“

Allerdings kämpfen auch die kleinen Brauereien mit Herausforderungen. In den letzten vier Jahren ist ihre Zahl um fast 100 Produktionsstätten zurückgegangen. Trotzdem betont Rehbein: „Die Craft Beer-Brauereien sind wichtig, denn sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Sortenvielfalt.“

Spartipps für Biertrinker

Wer trotz allem nicht auf sein Lieblingsgetränk verzichten möchte, dem gibt die Sparexpertin ein paar Tipps mit auf den Weg: „Viele Getränkehändler und Supermärkte haben saisonale Angebote, besonders rund um die Feiertage oder während des Oktoberfestes.“ Auch auf der Website von myWorld kann nach Partnerunternehmen und Coupons für den Bierkauf gesucht werden, wobei Verbraucher zusätzlich Cashback erhalten.

Durch Craft Beer sind viele neue Biermarken und -sorten entstanden.
© Deeliver (Unsplash)

Und für die Craft Beer-Enthusiasten unter uns empfiehlt die Expertin Abonnements: „Einige Brauereien bieten an, eine bestimmte Anzahl an Flaschen pro Monat nach Hause zu liefern. So werden nicht nur die Brauereien vor Ort unterstützt, es bietet auch die Möglichkeit, neue Sorten auszuprobieren und dabei Geld zu sparen.“

Hopfen und Malz – Gott erhalt’s

Ja, der Markt verändert sich. Die Herausforderungen sind real – von steigenden Preisen bis hin zu veränderten Konsumgewohnheiten. Aber die deutsche Bierkultur ist lebendig und entwickelt sich weiter. Ob klassisches Pils, alkoholfreie Varianten oder ausgefallenes Craft Beer – für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei. Diese Entwicklung ist auch eine Chance. Experimentiert mit neuen Sorten, unterstützt lokale Brauereien und genießt euer Bier bewusst. Die Vielfalt unserer Braukunst war nie größer. Also prostet auf die Zukunft des deutschen Bieres – mit oder ohne Alkohol, Hauptsache mit Genuss!

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel (Jg. 1971) lebt als Patchwork-Papa mit der Familie in Hamburg. Neben NOT TOO OLD betreibt er auch das Väter-Magazin Daddylicious. Außerdem ist er Experte für Influencer-Marketing. Bisher hat er bereits fünf eigene Unternehmen gegründet, schreibt für diverse Print- und Online-Magazine, tritt als Speaker und Moderator auf und betreibt zu diesem Magazin auch einen Podcast. Nach Feierabend entspannt er beim Laufen oder Golf.

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